100. Femizid des Jahres: Ein erschütterndes Zeugnis eines gesellschaftlichen Versagens
Hundert. Eine Zahl, die schmerzt, die wütend macht, die alles andere als zufällig ist. Gestern Abend wurde der 100. Femizid des Jahres in Deutschland gemeldet. Eine 34-jährige Frau aus Hamburg – mutmaßlich ermordet von ihrem Ex-Partner. Diese Taten sind keine tragischen Einzelfälle. Sie sind die Spitze eines Systems, das Frauen systematisch im Stich lässt.
Ein trauriger Rekord
Hundert Frauen. Das sind hundert Leben, die gewaltsam beendet wurden – allein, weil diese Frauen Frauen waren. Meist durch Männer, die sie kennen: Partner, Ex-Partner, Männer, die nicht akzeptieren können, dass Frauen ein eigenständiges Leben führen wollen.
Und dennoch wird immer wieder versucht, diese Taten als „Familiendrama“ abzutun. Als wäre es normal, dass Frauen in ihrem eigenen Zuhause nicht sicher sind. Doch diese Taten sind kein Zufall. Sie sind das Ergebnis patriarchaler Strukturen, toxischer Männlichkeit und einer Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen viel zu oft stillschweigend hinnimmt.
Ein System, das versagt
Die 34-jährige Frau in Hamburg hatte laut Berichten mehrfach um Hilfe gebeten. Doch wie so viele andere Frauen stieß sie dabei auf ein System, das sie nicht schützt. Frauenhäuser sind überfüllt, Beratungsstellen können den Bedarf nicht decken, und die Justiz? Schaut viel zu oft weg.
Ein Nachbar berichtet: „Wir wussten, dass sie Angst hatte. Aber wo sollte sie hin? Sie hatte einfach keine Chance.“ Genau das ist der Punkt: Frauen haben keine Chance, solange ihre Sicherheit nicht Priorität hat.
Politische Reaktionen – und die Realität
Natürlich sind die Politiker*innen „betroffen“. Bundesfamilienministerin Anna Müller erklärte, dass man den Schutz von Frauen „verstärken“ müsse. Doch was wurde in den letzten Jahren wirklich getan? Nichts. Frauenhäuser bleiben unterfinanziert, Präventionsprogramme existieren kaum, und Gewalt wird weiterhin als individuelles Problem statt als strukturelles erkannt.
Lea Wagner von den Grünen bringt es auf den Punkt: „Versprechen allein retten keine Leben. Frauen brauchen Schutz – jetzt.“
Hundert Leben, hundert Weckrufe
Der 100. Femizid in diesem Jahr ist nicht einfach eine Zahl. Er steht für hundert Frauen, die sterben mussten, weil unser System versagt hat. Und für tausende weitere, die weiterhin Gewalt erleben – psychisch, körperlich oder beides.
„Wie viele Frauen müssen noch sterben?“, fragt Dr. Maria Becker von „Stop Femicide“. Eine Frage, auf die niemand eine Antwort geben kann. Aber eines ist klar: Es sind hundert zu viele.