Der Sommer 2025 ist vorbei. Was bleibt, sind verdorrte Felder, überflutete Städte, zerstörte Existenzen – und eine gigantische Rechnung: 126 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schäden allein in der EU. Eine Studie der Universität Mannheim und der Europäischen Zentralbank macht sichtbar, was Politik und Wirtschaft so gerne verdrängen: Die Klimakrise ist kein fernes Zukunftsszenario, sie ist ein permanenter Ausnahmezustand.
Während in Brüssel über „Standortpolitik“ gestritten wird, brennen in Spanien die Wälder, vertrocknen in Italien die Böden, und in Norddeutschland werden Dörfer nach Starkregen evakuiert. Spanien, Frankreich und Italien tragen mit jeweils rund 34 Milliarden Euro die Hauptlast. Deutschland kommt glimpflich davon, doch die „deutsche Sicherheit“ ist nichts anderes als ein Produkt der globalen Ungleichheit: Hitze, Überschwemmungen, Zerstörung treffen zuerst die Menschen im Süden – und die Ärmsten am härtesten.
Die Studie geht weiter als viele davor: Sie berücksichtigt nicht nur zerstörte Gebäude und Ernteausfälle, sondern auch indirekte Effekte – sinkende Produktivität in der Hitze, zerbrochene Lieferketten, Abwanderung aus zerstörten Regionen. Das sind keine abstrakten Bilanzen, das ist das Leben von Millionen Menschen, die buchstäblich im Schweiß und im Wasser der Klimakrise untergehen.
Und dennoch: Die tatsächlichen Kosten sind wahrscheinlich noch höher. Waldbrände, Stürme, kombinierte Dürre-Hitzewellen – alles nicht einberechnet. Mit anderen Worten: Selbst die konservativen Schätzungen malen ein Bild, das unsere politische Klasse eigentlich in Panik versetzen müsste. Doch von Panik ist keine Spur. Stattdessen predigt das Kabinett Merz weiter Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit, als gäbe es keinen Planeten, der längst an seine Grenzen gestoßen ist.
Die ökonomische Sprache der Studie ist bezeichnend: „Kosten“, „Schäden“, „Produktivität“. Das ist die Logik einer Ordnung, die selbst den Zusammenbruch in Bilanzen gießt, statt die Frage zu stellen, was eigentlich zerstört wird: Leben, Sicherheit, Zukunft. Kapitalismus kann Klimakrise nur in Zahlen denken – und genau deshalb ist er unfähig, sie zu lösen.
Die 126 Milliarden Euro sind kein Betriebsunfall, sie sind das Preisschild für ein jahrzehntelanges Zögern, für fossile Lobbys, für politische Feigheit. Wer heute noch Kohle baggert, Autobahnen baut oder Klimaschutz aufschiebt, handelt nicht „verantwortungsvoll“, sondern brandgefährlich.
Die Rechnung zahlen nicht die Konzerne, die sich mit grünen Werbekampagnen freikaufen. Sie zahlen die Menschen, die ihre Häuser verlieren, ihre Ernte, ihre Gesundheit. Und irgendwann zahlen wir alle.
Die Studie fordert Investitionen in Klimaanpassung: Hitzeschutz in Städten, Wasserbewirtschaftung, Schutz vor Überschwemmungen. Alles richtig. Aber Anpassung reicht nicht, solange das System weiter auf Zerstörung läuft. Die Kosten des Nichtstuns steigen jedes Jahr – und sie lassen sich nicht mit ein paar Milliarden Subventionen für Wärmepumpen abfedern.
126 Milliarden Euro – das ist der Preis des europäischen Klimaversagens. Und er wird weiter steigen, solange Kapitalinteressen über dem Überleben stehen.