Chinas Schattenkrieger
Plötzlich nicht mehr neutral: Pekings stille Front im Ukrainekrieg
Wolodymyr Selenskyj spricht Klartext: Zwei chinesische Staatsbürger wurden in der Region Donezk gefangen genommen – nicht als Touristen, sondern als mutmaßliche Kämpfer aufseiten der russischen Invasionsarmee. Was bislang als Gerücht kursierte, hat jetzt ein Gesicht: China ist nicht mehr nur der diplomatische Nebelwerfer, sondern Teil des Problems.
Die beiden Gefangenen befinden sich laut ukrainischer Regierung in der Obhut des Geheimdienstes SBU. Ihre Identitäten sind dokumentiert – inklusive Bankkarten und persönlicher Daten. Ein Video zeigt einen der Festgenommenen. Für Präsident Selenskyj ist klar: Das ist keine Einzelaktion. Kiew geht davon aus, dass sich noch zahlreiche weitere chinesische Staatsangehörige in den Reihen Putins Armee befinden.
Peking zwischen Machtspiel und Mitverantwortung
China gibt sich seit Kriegsbeginn als neutrale Supermacht – kein Waffenhandel, kein offizielles Bündnis mit Moskau. Doch hinter den Kulissen ist längst klar: Xi Jinpings Regierung stärkt dem Kreml den Rücken, politisch, wirtschaftlich – und womöglich auch militärisch. Der Westen hat wiederholt gewarnt, dass China als „entscheidender Ermöglicher“ des Angriffskriegs agiert. Jetzt rückt diese Einschätzung in greifbare Nähe.
„Das stellt Chinas Bekenntnis zum Frieden infrage“, erklärte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha. „Es beschädigt Pekings Glaubwürdigkeit im UN-Sicherheitsrat – und die moralische Integrität der internationalen Diplomatie gleich mit.“ Peking wurde um eine Erklärung gebeten. Eine Antwort? Bisher Fehlanzeige.
Kriegsprofiteur China: Kalkül statt Kompass
Dass sich China nicht öffentlich zu dem Vorfall äußert, überrascht kaum. Seit 2022 profitiert die Volksrepublik massiv vom russischen Krieg: Energie-Deals zum Spottpreis, geopolitischer Einflussgewinn, und ein Westen, der sich in permanenter Krisenbewältigung erschöpft. Frieden? Für Xi Jinping kein Ziel, sondern ein PR-Instrument.
Wer vom Krieg profitiert, will kein schnelles Ende. Und wer seine Staatsbürger auf fremde Schlachtfelder schickt, macht sich mitschuldig. Die Festnahme der beiden Soldaten offenbart nicht nur ein militärisches Detail, sondern ein geopolitisches Muster: Autokraten halten zusammen – und ihre blutige Solidarität kostet Menschenleben.
Internationale Reaktion gefordert – nicht nur von Washington
Selenskyj fordert Konsequenzen: von Europa, den USA und allen Staaten, „die wirklich Frieden wollen“. Denn das Schweigen zu durchsichtiger „Neutralität“ hat längst seinen Preis: Jeder Tag, an dem China sich durchmogeln darf, ist ein Tag zu viel für jene, die unter Bomben und Besatzung leiden.
Die Zeiten der Unverbindlichkeit sind vorbei. Wer im Krieg Waffen trägt, steht nicht auf der Zuschauertribüne.
[afp]