Es ist heiß an diesem 14. Juni in Jena. Über 5.000 Menschen haben sich auf dem Holzmarkt versammelt, viele mit roten Fahnen, Transparenten, entschlossenen Blicken. Die Sonne brennt, die Stimmung auch. Was hier stattfindet, ist kein bloßes Gedenken – es ist ein Aufschrei. Gegen Repression. Gegen Faschismus. Für Solidarität.
Der Anlass: Die Prozesse rund um den sogenannten „Budapest-Komplex“. Antifaschist*innen, denen vorgeworfen wird, sich gegen Neonazis organisiert zu haben. Die Anklagen: Körperverletzung, Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Realität: Staatliche Härte gegen links, während rechte Netzwerke weiter morden, hetzen, bewaffnen.
In Jena kommen an diesem Tag Menschen aus dem ganzen Land zusammen. Ihre Botschaft ist deutlich: Antifaschismus ist nicht kriminell. Er ist notwendig. Und: Wer Antifaschist*innen angreift, greift uns alle an.
Einer der bewegendsten Momente: der Redebeitrag des Vaters von Maja T., die über Monate in ungarischer Einzelhaft saß – isoliert, entrechtet, gequält. Er spricht nicht voller Hass, sondern mit der Kraft der Menschlichkeit. Er ruft zur Gewaltlosigkeit auf. Nicht, weil der Staat das erwartet, sondern weil Solidarität nicht aus Wut allein entsteht, sondern aus Haltung.
Natürlich blieb es nicht überall ruhig. Pyrotechnik wurde gezündet, Parolen gerufen, die Polizei nervös. Aber niemand wurde verletzt. Kein Vergleich zu den Gewaltexzessen rechter Demos – und kein Grund, das Anliegen dieser Menschen zu delegitimieren.
Was bleibt: Ein Tag, an dem über 5.000 Menschen gezeigt haben, dass Antifaschismus lebt. Dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Und dass wir nicht vergessen, wer die Täter sind – und wer in diesem Land verfolgt wird, weil man sich ihnen in den Weg stellt.