Griechenland: Generalstreik gegen soziale Krise und politisches Versagen
Zugunglück, Teuerkrise, Politversagen – Griechenlands Regierung bleibt auf voller Fahrt Richtung Abgrund.
Zwei Jahre nach dem verheerenden Zugunglück bei Tempi steht Griechenland erneut still. Ein landesweiter Generalstreik legt große Teile des öffentlichen Lebens lahm. In Athen versammelten sich Tausende vor dem Parlament, während in zahlreichen Städten Demonstrationen gegen politische Verantwortungslosigkeit und soziale Missstände stattfanden. Die Wut richtet sich nicht nur gegen das katastrophale Bahnmanagement, sondern auch gegen eine Regierung, die steigende Lebenshaltungskosten und soziale Ungleichheit ignoriert.
Am 28. Februar 2023 kollidierte ein Intercity mit einem Güterzug bei Tempi im Norden des Landes. 57 Menschen starben, viele von ihnen junge Studierende. Es war das schlimmste Zugunglück in der modernen Geschichte Griechenlands – und ein Desaster mit Ansage. Bereits vor der Katastrophe warnten Gewerkschaften und Expert*innen vor dem desolaten Zustand des Bahnverkehrs: veraltete Infrastrukturen, chronischer Personalmangel, ein kaputtgesparter öffentlicher Sektor.
Nun hat ein offizieller Bericht der griechischen Behörde für Unfälle im Luft- und Bahnverkehr bestätigt, was viele längst wussten: Das Unglück hätte verhindert werden können. Der Bericht spricht von massiven Versäumnissen, einem „Mangel an grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen“ und schweren Ermittlungsfehlern nach der Katastrophe. Doch statt Konsequenzen zu ziehen, hat die Regierung von Premierminister Kyriakos Mitsotakis das Thema lange ausgesessen. Erst jetzt, unter dem Druck der Öffentlichkeit, werden Reformen versprochen – doch Vertrauen in die politischen Eliten ist kaum noch vorhanden.
Der Generalstreik ist nicht nur eine Erinnerung an Tempi, sondern auch ein Ausdruck allgemeiner Unzufriedenheit. Griechenland steckt in einer tiefen sozialen Krise: Die Mieten und Lebensmittelpreise steigen rasant, während die Löhne stagnieren. Immer mehr Menschen können sich das Leben in den Städten nicht mehr leisten. Die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen – auch der Bahn – hat sich als Katastrophe erwiesen. Sicherheit und Qualität wurden Profitinteressen geopfert, während die Bevölkerung mit den Folgen alleingelassen wird.
Dass Gewerkschaften nun massenhaft Menschen auf die Straßen mobilisieren, zeigt, wie tief die Wut sitzt. Die Streikenden fordern nicht nur eine sicherere Bahn, sondern auch existenzsichernde Löhne, eine Begrenzung der Mietpreise und eine Abkehr von der neoliberalen Sparpolitik, die seit Jahren das Land prägt.
Die Proteste sind eine klare Botschaft: Das Unglück von Tempi war kein tragischer Einzelfall, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen, die Menschenleben kosten. Die Wut darüber wird nicht verschwinden – und der Widerstand gegen eine Politik, die Profite über Sicherheit und soziale Gerechtigkeit stellt, wächst weiter.