„Was bleibt uns, wenn das Grundrecht fällt?“
Ein Meinungsstück von Bruno – für alle, die nicht schweigen wollen.
Ihr sitzt vielleicht gerade in der Bahn. In einer Küche. Auf dem Boden eures Zimmers. Vielleicht ist es laut um euch herum, vielleicht still. Aber während ihr das hier lest, passiert etwas. Nicht laut, nicht schrill. Ganz leise. Fast unsichtbar.
Etwas, das nicht auf einmal kommt, sondern in kleinen Stichen.
Nicht wie ein Sturm – sondern wie ein Tropfen. Und noch einer. Und noch einer.
Der Grundrechte-Report 2025 ist da.
Er ist keine trockene Broschüre für Jurist:innen.
Er ist ein Weckruf. Ein Fieberthermometer. Ein Spiegel.
Und wenn ihr euch in ihn hineinlest, werdet ihr merken:
Es geht um euch. Um uns alle.
Aber was aber ist überhaupt ein Grundrecht?
Vielleicht denkt ihr jetzt: „Ach, das betrifft mich doch nicht direkt.“
Aber was, wenn man euch verbietet, mit eurer Schwester zusammenzuleben, nur weil sie aus einem anderen Land fliehen musste?
Was, wenn man euch verhaftet, weil ihr bei einer Demo ein Transparent haltet?
Was, wenn ihr eure Meinung nicht sagen könnt, weil man euch dann vom Campus wirft, aus der Redaktion, vom Podium?
Grundrechte sind nicht nur Paragrafen.
Sie sind das, was zwischen uns und der Dunkelheit steht.
Was zwischen dir und der Macht steht.
Der Report spricht Klartext.
Das Asylrecht: ausgehöhlt.
Geflüchtete: isoliert, entrechtet, abgeschoben in Unsichtbarkeit.
Studierende, die gegen Krieg protestieren: von der Polizei geräumt, von der Politik verachtet.
Künstler:innen und Wissenschaftler:innen: unter Beobachtung, unter Verdacht.
Das alles passiert nicht „aus Versehen“.
Es ist politisch gewollt.
Ein schleichender Umbau. Weg von der Demokratie, hin zu etwas, das sich zwar noch so nennt –
aber nichts mehr davon lebt.
Ihr kennt dieses Gefühl:
Dieses Kippen.
Wenn etwas nicht mehr stimmt, aber alle so tun, als wäre alles normal.
Wenn Protest plötzlich stört.
Wenn Solidarität kriminalisiert wird.
Wenn Kritik als Extremismus gilt –
und das Schweigen als Vernunft.
Wir kennen dieses Gefühl auch.
Und es macht uns wütend.
Aber nicht ohnmächtig.
Der Report kommt von Pro Asyl, der Gesellschaft für Freiheitsrechte, von linken Anwält:innen, engagierten Menschen.
Sie dokumentieren. Sammeln. Schützen, was bleibt.
Und erinnern uns daran, dass wir nicht tatenlos zusehen müssen.
Denn was ist ein Grundrecht wert,
wenn wir es nicht verteidigen?
Was jetzt zählt? Sich einmischen. Laut bleiben. Nicht gehen, wenn’s ungemütlich wird.
Das ist es, was zählt.
Nicht, weil wir Held:innen sind. Sondern weil wir Menschen sind,
die nicht wollen, dass Angst das letzte Wort hat.
Eure Stimme zählt.
Euer Widerspruch.
Eure Solidarität.
Wenn du das hier liest, dann gehörst du zu denen, die noch nicht abgestumpft sind.
Zu denen, die noch fragen. Noch fühlen. Noch träumen.
Was bleibt uns? Vielleicht nur ein Satz: „Nicht mit uns.“
Aber dieser Satz kann Welten retten.
Wenn wir ihn gemeinsam sagen.
Laut. Und immer wieder.