Im sächsischen Sebnitz druckt ein Amtsblatt eine Anzeige, die klingt wie aus einem NPD-Parteiprogramm der 90er: „Keine Hakennasen, keine Bimbos, keine Zeppelträger.“ Der Verfasser? Ein lokaler Dachdeckermeister, der mit dieser Wortwahl nicht nur rassistische und antisemitische Gewalt reproduziert, sondern auch zeigt, wie enthemmt der rechte Diskurs in Teilen Sachsens inzwischen geführt wird.
Was früher in rechten Chatgruppen oder hinter vorgehaltener Hand gesagt wurde, erscheint heute ganz selbstverständlich in einer offiziellen Veröffentlichung. Es ist kein Betriebsunfall. Es ist Ausdruck einer Normalisierung rechter Hetze, die längst im Alltagsbewusstsein angekommen ist.
Die Begriffe in der Anzeige sind keine harmlosen „Ausrutscher“, sondern klar codierte Hassbotschaften: „Hakennase“ ist eine uralte antisemitische Karikatur, „Bimbo“ eine rassistische Fremdbezeichnung aus der Kolonialzeit, „Zeppelträger“ wird abwertend für queere oder dicke Menschen benutzt. Diese Sprache tötet nicht direkt – aber sie schafft das Klima, in dem Menschen erniedrigt, ausgeschlossen, angegriffen oder ermordet werden.
Dass der Verlag diese Anzeige druckt, ohne zu intervenieren, zeigt: Auch dort, wo Rassismus nicht aktiv produziert wird, wird er oft stillschweigend durchgewunken. Verantwortung wird weggeschoben, statt übernommen.
Faschismus beginnt nicht mit Uniformen – sondern mit Sprache. Und wenn er im Amtsblatt steht, ist es höchste Zeit, nicht mehr nur betroffen zu sein, sondern antifaschistisch zu handeln. Jeden Tag. Überall.