Die Londoner Polizei fährt schweres Geschütz auf – buchstäblich. Mitten in einer Zeit zunehmender sozialer Spannungen hat die „Metropolitan Police“ 18 neue gepanzerte Militärfahrzeuge angeschafft. Der Name: Sandcat. Der Preis: über 3,8 Millionen Pfund. Der Zweck: „Einsätze bei schwerer öffentlicher Unruhe“. Die Botschaft ist klar – Protest wird zum Feindbild.
Die neuen Sandcats stammen vom israelischen Rüstungskonzern Plasan und wurden ursprünglich für militärische Konflikte konzipiert – nicht für demokratische Städte. Sie sind neun Tonnen schwer, über zwei Meter hoch und fassen bis zu elf bewaffnete Beamte. Kugelsicher, gepanzert, martialisch.
Der Einsatz ist offiziell noch nicht freigegeben, die Fahrenden werden „geschult“. Doch schon jetzt rollen die Fahrzeuge mit „POLICE“-Aufdruck durch Londons Straßen. „Trainingsfahrten“, sagt die Met. Einschüchterung, sagen wir.
Die Anschaffung erfolgt nicht zufällig. In den letzten Monaten erlebte Großbritannien massive Unruhen – ausgelöst etwa durch sexualisierte Gewalt in Nordirland oder Falschinformationen über einen Kindermord in Southport. Rechte Gruppen instrumentalisierten die Fälle für rassistische Hetze, Angriffe auf Migrant*innen, Polizei und Moscheen häuften sich. Die Polizei selbst sprach von „rassistischem Terror“.
Statt Ursachen zu benennen oder rechte Netzwerke zu zerschlagen, reagiert die Met auf ihre Weise: mit Aufrüstung. Die Polizei antwortet auf soziale Spannungen nicht mit Dialog, sondern mit Militarisierung – eine Entwicklung, die weltweit Schule macht.
Dass ausgerechnet ein israelisches Rüstungsunternehmen den Zuschlag bekommt, ist mehr als Symbolik. Plasan produziert auch für die israelische Armee – darunter Fahrzeuge, die in den besetzten palästinensischen Gebieten eingesetzt werden. Was dort der Aufstandsbekämpfung dient, rollt nun durch London.
Bürgerrechtsorganisationen warnen seit Jahren vor der Militarisierung der Polizei. Jetzt ist sie da – sichtbar, laut, bedrohlich. Wer in Zukunft gegen Polizeigewalt, soziale Ungleichheit oder rassistische Gesetze protestiert, muss mit gepanzerten Wagen rechnen.
Diese Entwicklung ist kein britischer Einzelfall. Auch in Deutschland erleben wir die schleichende Verwandlung der Polizei in eine paramilitärische Einheit: neue Polizeigesetze, erweiterte Befugnisse, Aufrüstung, Überwachung. Ob in Leipzig, Lützerath oder Frankfurt – immer öfter begegnet Protest der blanken Staatsmacht.
Die Botschaft ist international dieselbe: Der Staat bereitet sich nicht auf Terrorismus vor – sondern auf die eigenen Bürger*innen.