Die AfD kommt nicht zur Ruhe. Kaum hat sie den letzten Skandal um Maximilian Krah verdaut, sorgt ihr umstrittener Bundestagsabgeordneter erneut für Schlagzeilen. Diesmal steht er jedoch nicht nur unter Druck von außen, sondern wird aus den eigenen Reihen attackiert. Sein ehemaliger Vertrauter und Social-Media-Manager Erik Ahrens, einst als "TikTok-Genie" der rechten Szene gefeiert, erhebt schwere Vorwürfe gegen ihn – von Korruption über Verbindungen nach Russland bis hin zu mutmaßlichen Drohungen mit Schlägertrupps.
Was zunächst nach einem persönlichen Zerwürfnis klingt, zeigt in Wirklichkeit die tiefen Gräben innerhalb der extremen Rechten. Während Krah weiterhin versucht, sich als politische Schlüsselfigur in der AfD zu behaupten, demontiert ihn sein einstiger Verbündeter nun öffentlich. Der Vorfall zeigt, dass die AfD und ihr rechtsextremes Umfeld längst nicht so geeint sind, wie sie sich nach außen geben.
Ahrens gegen Krah: Ein Streit eskaliert
Noch vor wenigen Monaten arbeiteten Krah und Ahrens eng zusammen. Ahrens war eine Schlüsselfigur in Krahs Europawahlkampf, produzierte virale Videos wie „Echte Männer sind rechts“ und half mit, Krah in den sozialen Medien als Ikone des neuen Rechtsextremismus zu etablieren. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Ahrens, der sich zunehmend von der extrem rechten Szene distanziert, nutzt nun seine Reichweite, um mit Krah abzurechnen.
In sozialen Netzwerken und Interviews mit SPIEGEL TV attackiert er nicht nur den AfD-Politiker, sondern auch andere prominente Figuren der extremen Rechten, darunter Götz Kubitschek und Martin Sellner. Besonders brisant: Ahrens wirft Krah vor, ihn dazu angewiesen zu haben, eine Schmutzkampagne gegen den AfD-Politiker René Aust zu fahren. Er veröffentlichte Screenshots, die angeblich belegen sollen, dass Krah ihm den Befehl gab: „Ab 11 Uhr kann scharf geschossen werden.“
Zusätzlich behauptet Ahrens, Krah habe ungarische Schlägertrupps auf ihn angesetzt. Beweise dafür gibt es keine, Krah selbst weist die Vorwürfe als „frei erfunden“ zurück. Dennoch zeigen die Anschuldigungen Wirkung: Der Machtkampf in der Partei eskaliert weiter.
AfD-Spitze in der Defensive
Für die AfD kommt dieser interne Konflikt zur Unzeit. Nach monatelangen Debatten über Verbindungen ins rechtsextreme Milieu, ausländische Geldflüsse und die Verharmlosung der SS-Verbrechen durch Krah hätte die Parteispitze gehofft, endlich zur Normalität zurückzukehren. Doch stattdessen steht sie erneut vor der Frage, wie sie mit ihrem umstrittenen Parteikollegen umgehen soll.
Intern wird der Streit „angespannt“ beobachtet, wie es aus Parteikreisen heißt. Doch bislang gibt es niemanden, der bereit ist, Krah offen zu demontieren. Selbst Alice Weidel, die als eine seiner härtesten Gegnerinnen gilt, hält sich zurück. Dabei hatten viele in der AfD bereits bei seiner Wiederaufnahme in die Bundestagsfraktion gewarnt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis der nächste Skandal kommt.
Eine Partei im Selbstzerfleischungsmodus
Der Konflikt zwischen Krah und Ahrens ist nur ein weiteres Beispiel für die instabilen Machtverhältnisse innerhalb der AfD und ihres rechtsextremen Umfelds. Immer wieder geraten Figuren der extremen Rechten aneinander – sei es aus persönlichen oder strategischen Gründen. Die Partei steht dabei vor einem Dilemma: Reagiert sie nicht, könnte der Streit weiter eskalieren und den ohnehin angeschlagenen Ruf der AfD beschädigen. Geht sie jedoch gegen Krah vor, riskiert sie einen offenen Machtkampf in den eigenen Reihen.
Egal, wie dieser Streit ausgeht – er zeigt eines ganz deutlich: Die AfD gibt sich nach außen als geschlossene Kraft, doch hinter den Kulissen tobt ein interner Kampf um Einfluss, Macht und persönliche Rache. Die Frage ist nicht mehr, ob die Partei an ihren internen Konflikten zerbricht, sondern nur noch wann.