Eine neue französische Studie zeigt deutliche Unterschiede beim CO₂-Ausstoß zwischen den Geschlechtern: Männer verursachen im Bereich Ernährung und Verkehr rund 26 Prozent mehr Emissionen als Frauen. Die Untersuchung, die auf Daten von insgesamt 14.600 Personen basiert, legt nahe, dass dieser Unterschied weit über biologische oder ökonomische Faktoren hinausgeht – und tief mit männlicher Identitätsbildung verknüpft ist.
Im Durchschnitt sind Männer für 5,3 Tonnen CO₂ pro Jahr verantwortlich, Frauen hingegen für 3,9 Tonnen – allein in den Bereichen Mobilität und Ernährung. Während ein Teil dieser Differenz mit höheren Einkommen, längeren Arbeitswegen und größerem Kalorienbedarf erklärt werden kann, bleibt selbst bei Herausrechnung aller sozioökonomischen Unterschiede ein geschlechtsspezifischer Gap von 18 Prozent bestehen.
Die Forscherinnen sehen einen Zusammenhang zwischen Emissionen und verinnerlichten Geschlechterrollen: Männer greifen häufiger zum Auto, konsumieren mehr rotes Fleisch und orientieren sich eher an klimaschädlichen Konsummustern – nicht aus Notwendigkeit, sondern aus kulturell vermittelter Normalität.
Dabei wäre der Klimanutzen eines anderen Verhaltens enorm: Wenn alle untersuchten Männer so leben würden wie die befragten Frauen, läge die jährliche CO₂-Einsparung dreimal so hoch wie das von der französischen Regierung bis 2030 angestrebte Reduktionsziel in den Bereichen Landwirtschaft und Verkehr.
Die Studienautorinnen betonen zugleich: Individuelles Verhalten ist politisch relevant, aber nicht das Hauptproblem. Rund 70 Prozent der globalen Emissionen gehen auf das Konto von etwa hundert Konzernen. Die Klimakrise ist kein individueller Lifestyle-Fehler, sondern ein strukturelles Machtproblem – das sich allerdings auch in Geschlechterverhältnissen niederschlägt.
[Spiegel]