Milliardäre im All: Wie die Raumfahrt zur Spielwiese der Superreichen wird
Rabea Rogge ist die erste deutsche Frau im All – doch ihr Flug zeigt, wie Kapital statt Kompetenz über die Raumfahrt entscheidet, während rechte Ideologen Wissenschaft und Feminismus bekämpfen.
Rabea Rogge ist die erste deutsche Frau im Weltall. Doch was als historischer Fortschritt gefeiert wird, ist vor allem eines: ein Milliardärsprojekt, das die Privatisierung und Kommerzialisierung der Raumfahrt weiter vorantreibt. Während Rechte die Errungenschaften von Frauen, queeren Menschen und People of Color immer wieder angreifen, instrumentalisieren Unternehmen wie SpaceX diese Kämpfe für ihr eigenes Marketing.
Wer ins All will, braucht kein Talent – sondern Kapital
Der Start von Rabea Rogge an Bord der SpaceX-„Dragon“-Kapsel wird als Meilenstein verkauft: Eine deutsche Wissenschaftlerin im All – das klang bisher nach einer Utopie, denn die deutsche Raumfahrt war über Jahrzehnte von männlichen Astronauten dominiert. Tatsächlich hat Deutschland zwölf Männer ins All geschickt, aber keine einzige Frau. Dass Rogge nun fliegt, ist ein Fortschritt – aber keiner, der aus öffentlicher Förderung, geschlechtergerechter Wissenschaftspolitik oder einem sozial gerechteren Auswahlverfahren resultiert.
Stattdessen verdankt sie ihren Platz einem Mann: Chun Wang, einem in China geborenen maltesischen Kryptomilliardär. Wang finanzierte die gesamte „Fram2“-Mission, und Rogge wurde Teil der Crew, weil sie ihn einst auf Spitzbergen traf. Das verdeutlicht: Die Entscheidung darüber, wer ins All fliegt, basiert nicht auf Kompetenz, sondern auf Geld, Netzwerken und der Willkür reicher Männer.
»Das ist keine Demokratisierung der Raumfahrt, es ist ihre vollständige Privatisierung.«
Bruno Frei, 3540-Media
SpaceX: Ein neoliberales Raumfahrtmonopol
Das Ganze spielt sich unter dem Banner von SpaceX ab, dem Konzern von Elon Musk, einem Mann, der immer wieder mit rechten, antifeministischen und transfeindlichen Äußerungen auffällt. Musk propagiert den Mythos vom „freien Markt“, während er gleichzeitig Milliarden an staatlichen Geldern für seine Raumfahrtprojekte erhält.
Seine Firma nutzt progressive Errungenschaften – wie die erste deutsche Frau im All – für positive Schlagzeilen, während sie parallel Gewerkschaften bekämpft, Arbeitsrechte untergräbt und ein elitäres Raumfahrtmodell aufbaut, bei dem nur Superreiche Zugang zu den Sternen haben.
Wer kontrolliert, wer ins All fliegt, kontrolliert auch, welche Geschichten über die Raumfahrt erzählt werden.
Feminismus als PR-Strategie
Natürlich ist es richtig, dass Frauen endlich in der Raumfahrt vertreten sind. Doch wenn dieser Fortschritt nur denen offensteht, die Zugang zu extremem Reichtum haben oder sich von Superreichen „aussuchen“ lassen, dann ist das kein feministischer Sieg, sondern eine neoliberale Täuschung.
Ein echter feministischer Raumfahrtansatz würde bedeuten, dass Wissenschaftlerinnen aus allen sozialen Schichten die Möglichkeit hätten, sich unabhängig von finanziellen oder politischen Seilschaften für Missionen zu qualifizieren. Er würde auch beinhalten, dass trans und nicht-binäre Menschen selbstverständlich in die Raumfahrt integriert werden – nicht nur als symbolische „erste“ Personen, sondern als fester Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Ein Blick hinter die Fassade
Der aktuelle Raumfahrtboom erinnert stark an vergangene Entwicklungen in der Technologiebranche: Wenige Milliardäre formen die Zukunft nach ihren Interessen, während Regierungen mitspielen und öffentliche Mittel in private Taschen fließen lassen. Währenddessen steigen die Mieten, Gesundheitssysteme kollabieren, und rechte Regierungen kürzen Sozialausgaben – doch Milliarden für Musk & Co. sind immer da.
Rogges Raumflug zeigt, was passieren kann, wenn reiche Männer ihre Macht nutzen, um sich selbst und ihr Umfeld ins Zentrum der Geschichte zu schreiben. Der wahre Kampf für eine gerechte, diverse und emanzipatorische Raumfahrt muss jedoch an einem ganz anderen Ort geführt werden: nicht im All, sondern auf der Erde – gegen Kapitalismus, Patriarchat und Faschismus.