Während die USA in ihrer Gewaltspirale gefangen bleiben, macht die Justizministerin eines autoritären Präsidenten Stimmung für die Todesstrafe – ein perfides Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Problemen.
Ein Mord erschüttert die USA. Brian Thompson, Chef des Gesundheitskonzerns UnitedHealthcare, wurde am 4. Dezember in Manhattan erschossen. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden: Luigi M., 26 Jahre alt. Doch anstatt eine gerechte, transparente Aufarbeitung anzustreben, nutzt Trumps Justizministerin Pamela Bondi den Fall für einen politischen Frontalangriff. Sie fordert die Todesstrafe – ein Relikt aus einer längst überholten Ära, das vor allem eines zeigt: Die US-Regierung setzt weiter auf brutale Machtdemonstration statt auf echte Lösungen.
Justiz als Werkzeug der Gewaltpolitik
Bondis Begründung ist so erwartbar wie durchschaubar: Ein „kaltblütiger Mord, der Amerika schockiert hat“, ein „unschuldiger Mann und Vater von zwei Kindern“. Die Erzählung ist simpel: Gut gegen Böse. Doch wer genauer hinsieht, erkennt das größere Bild. Die USA sind eines der wenigen westlichen Länder, die noch an der Todesstrafe festhalten – einer Strafe, die nachweislich rassistisch angewandt wird, nachweislich unschuldige Menschen tötet und nachweislich keine abschreckende Wirkung hat.
Die Forderung nach der Todesstrafe ist kein Zeichen von Gerechtigkeit, sondern eine Machtdemonstration. Sie lenkt von den eigentlichen Problemen ab: Ein korruptes Gesundheitssystem, das Menschen in den finanziellen Ruin treibt. Eine Justiz, die auf Bestrafung statt auf Prävention setzt. Eine Regierung, die an der systematischen Gewalt gegen die eigene Bevölkerung nichts ändern will.
Gewalt erzeugt Gewalt – und der Staat spielt mit
Während in den sozialen Netzwerken viele Menschen Thompson betrauern, gibt es auch Stimmen, die den Mord als Ausdruck der Wut auf das Gesundheitssystem deuten. UnitedHealthcare gehört zu den mächtigsten Versicherungskonzernen der USA – ein Unternehmen, das mit überhöhten Beiträgen, Leistungskürzungen und undurchsichtigen Verträgen Milliarden verdient. Dass sich diese Wut in Gewalt entlädt, ist keine Entschuldigung für den Mord, aber es ist ein Zeichen dafür, wie kaputt dieses System ist.
Die US-Regierung sollte sich fragen: Warum sind so viele Menschen verzweifelt? Warum greifen einige zu extremen Mitteln? Doch statt sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, wird Luigi M. zum Feindbild erklärt. Der Fall wird genutzt, um die Todesstrafe politisch durchzusetzen – und damit einen brutalen Präzedenzfall zu schaffen.
Kein „Volksheld“, aber auch kein einfacher Täter
Luigi M. ist kein „Volksheld“. Aber er ist auch nicht nur ein „Monster“. Er ist ein Produkt eines Systems, das Menschen systematisch entrechtet. Wer wirklich eine gerechte Gesellschaft will, muss sich mit den Ursachen von Gewalt beschäftigen – nicht mit brutalen Strafen, die nur die nächste Gewaltspirale in Gang setzen.
Todesstrafe? Nein. Gerechtigkeit? Ja. Aber nicht die, die ein Trump-Regime predigt.
[Reuters]