Ein absurder, aber bezeichnender Prozess hat am Mittwoch im Landgericht Chemnitz sein Ende gefunden. Im Zentrum: Der 38-jährige Tom S., der angeblich einem bekennenden Neonazi, Alexander W., drei Finger der linken Hand abtrennte – nicht aus Hass, sondern nach einer skurrilen Vereinbarung, die zeigt, wie tief die Abgründe rechter Mentalitäten reichen. Das Urteil: drei Jahre Haft für Tom S. wegen schwerer Körperverletzung. Aber das ist nicht die ganze Geschichte.
Alexander W., bekannt in rechten Kreisen und bestens vernetzt mit der rechtsextremen Gruppe „Freie Sachsen“, behauptete zunächst, Linke hätten ihn mit einer Machete attackiert. Ein durchschaubares Manöver, das nur eines zeigt: Rechte Täter und ihre Netzwerke sind Profis im Inszenieren und Opferrollen einnehmen, sobald es ihrem Narrativ dient. Mit Bildern aus der Klinik – Hand bandagiert, Blick leidend – wurde auf den Telegram-Kanälen der „Freien Sachsen“ gehetzt. Und wer sollte daran Schuld sein? Natürlich die Linken.
Die Wahrheit, wie sie vor Gericht ans Licht kam, ist bitterer und grotesker: W. soll Tom S. gebeten haben, ihm nicht weniger als die ganze Hand abzutrennen, um sich als Invalider Sozialleistungen zu erschleichen. Tom S. habe sich schließlich „nur“ an den Fingern versucht.
Während der Prozess lief, fiel vor allem eins auf: Die rechte Szene spielt nicht nur mit Menschenleben, sondern auch mit der Justiz. W. verweigerte vor Gericht jede Aussage, um sich nicht selbst zu belasten. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Vortäuschens einer Straftat – ein typisches Beispiel für die kalkulierte Selbstverschonung rechter Täter. Auch Tom S. wirkte alles andere als überzeugend, als er behauptete, das Opfer selbst habe zur Machete gegriffen.
Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie rechte Netzwerke funktionieren: Sie lügen, täuschen und inszenieren, um den Blick auf linke Strukturen zu lenken. Ihre Opferrolle ist so konstruiert wie ihre Ideologie. Und die bürgerliche Mitte? Schaut zu, ohne die Verbindungen zwischen solchen Prozessen und der alltäglichen rechten Gewalt in Deutschland ernsthaft zu hinterfragen.
Wenn die „Freien Sachsen“ und andere Gruppierungen so einen Fall nutzen können, um ihre Propaganda zu füttern, zeigt das, wie wichtig es ist, den antifaschistischen Kampf in alle Ecken dieser Gesellschaft zu tragen. Es reicht nicht, sie zu entlarven – wir müssen ihre Netzwerke zerschlagen, ihre Narrative zerstören und ihre ideologische Infrastruktur niederreißen.