In Berlin-Hellersdorf ist es am Samstag zu einer Eskalation rechter Gewalt gekommen: Nach einer Demonstration der neonazistischen Partei „Der Dritte Weg“ griffen Teilnehmer die Polizei an. Zwei Beamte wurden verletzt, 30 Personen festgenommen.
Die Neonazis hatten zu ihrem Aufmarsch unter dem Motto „Unsere Alternative heißt Revolution!“ mobilisiert – ein Slogan, der direkt aus der Jugendorganisation der Partei stammt. Erwartet wurden 70 Teilnehmende, doch am Ende kamen rund 250 Rechtsextreme, viele von ihnen aus anderen Bundesländern und sogar aus Dänemark.
Nachdem die Demonstration offiziell beendet war, eskalierte die Situation. Neonazis griffen an einem U-Bahnhof sowie in der Bahn selbst Polizisten an und bewarfen sie mit Flaschen. Die Polizei sprach von „erheblichen Gewalttätigkeiten gegen Polizeibeamte“ und nahm 20 Personen wegen Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte fest.
Bereits während des Aufmarschs gab es Festnahmen, unter anderem wegen des Zeigens des Hitlergrußes und anderer verbotener Symbole. Acht Demonstranten aus Dänemark wurden in diesem Zusammenhang kontrolliert.
Die Wahl des Demonstrationsortes war kein Zufall. Hellersdorf gilt als Rückzugsraum für die Neonazis der Partei. „Viele Kader wohnen im Bezirk und fühlen sich hier sicher“, sagte Robin Schmitz, Sprecher des Gegenprotests. Die Partei nutze das Gebiet, um ungestört Propaganda zu verbreiten, Kampfsport zu trainieren und Videos aufzunehmen.
Mit Trommeln, Bannern und einheitlicher Kleidung marschierten die Neonazis durch den Bezirk. Die Demonstranten skandierten Parolen wie „Europa, Jugend, Revolution“ und „Berlin, erwache“ – eine klare Anspielung auf die NS-Parole „Deutschland erwache“. Auch Forderungen nach einer militarisierten Gesellschaft wurden laut: „Ernährungslehre und Sport zu Hauptfächern“ – eine Referenz an das Körper- und Leistungsbild des historischen Faschismus.
Auf der Abschlusskundgebung machte Parteichef Julian Bender klar, worum es dem „Dritten Weg“ geht: „80 Jahre sind mehr als genug“, rief er unter Bezug auf das Ende des Nationalsozialismus. Die Partei wolle einen Systemsturz – und ist bereit, Gewalt einzusetzen.
Die Jugendorganisation der Partei, die „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ), beschreibt sich selbst als kampfbereit: „Wir sagen ganz offen, dass wir gewaltbereit sind“, heißt es in einem ihrer Handbücher. Kampfsporttrainings sind fester Bestandteil der Parteiaktivitäten – nicht nur zur Fitness, sondern zur Einschüchterung politischer Gegner.
Während die Neonazis marschierten, stellten sich ihnen hunderte Gegendemonstranten entgegen. „Und zwar, weil’s nötig ist“, sagte eine ältere Anwohnerin. „Man muss gegen diese Provokation auf die Straße gehen.“ Entlang der Route wurden die Rechtsextremen mit Gegenprotesten begleitet. Menschen riefen „Haut ab“ und zeigten Transparente gegen Faschismus.
Die Eskalation am Ende des Aufmarschs zeigt: „Der Dritte Weg“ ist nicht einfach eine Kleinstpartei, sondern eine militant organisierte, gewaltbereite Nazi-Struktur. Ihr Ziel ist nicht der demokratische Diskurs, sondern die Einschüchterung politischer Gegner – und letztlich die Wiedereinführung faschistischer Verhältnisse. Der massive Gegenprotest in Hellersdorf zeigt jedoch, dass dieser Plan nicht unwidersprochen bleibt.