PKK kündigt Auflösung an
Diyarbakir/Imrali – Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK will sich auflösen. Das geht aus Berichten der mit ihr verbundenen Nachrichtenagentur Firat hervor. Damit soll auch der über 40 Jahre andauernde bewaffnete Kampf gegen den türkischen Staat offiziell beendet werden. Die Entscheidung sei Teil einer Friedensinitiative, die von PKK-Gründer Abdullah Öcalan angestoßen wurde.
Der 76-jährige Öcalan, der seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftiert ist, hatte Ende Februar erstmals öffentlich zur Auflösung der PKK aufgerufen. Medienberichten zufolge plant die Organisation nun, dem Aufruf zu folgen und ihre Waffen abzugeben. Der Prozess soll von Öcalan selbst geleitet werden.
Seit ihrer Gründung 1978 kämpfte die PKK gegen die politische, kulturelle und soziale Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung durch den türkischen Staat. Der Konflikt eskalierte ab 1984 in einen bewaffneten Aufstand, bei dem laut Schätzungen rund 45.000 Menschen getötet wurden – darunter viele Zivilist*innen. In der Türkei, der EU und den USA wird die PKK weiterhin als terroristische Organisation eingestuft.
Der geplante Schritt zur Selbstauflösung erfolgt vor dem Hintergrund eines politischen Strategiewechsels in Ankara. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte im Herbst 2024 überraschend Kontakt zu Öcalan aufgenommen und ihm laut Medienberichten eine mögliche Freilassung in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, dass die PKK sich endgültig auflöst.
Während regierungsnahe Medien den Schritt als historischen Erfolg feiern, ist die Skepsis in der kurdischen Bevölkerung groß. Viele befürchten, dass ein Ende des bewaffneten Kampfes keine Garantie für politische Rechte oder Schutz vor staatlicher Repression bedeutet. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche kurdische Politikerinnen, Journalistinnen und Aktivist*innen inhaftiert, kurdische Medienhäuser geschlossen und Kommunalverwaltungen unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt.
In der kurdischen Autonomieregion Nordsyriens sowie in den Kandil-Bergen im Nordirak, wo sich viele Kämpfer*innen der PKK zuletzt aufhielten, herrscht derzeit angespannte Ruhe. Ob die Auflösung der PKK tatsächlich umgesetzt wird – und ob sie einen nachhaltigen Friedensprozess einleitet – ist derzeit offen.
Die türkische Regierung hat sich zu den Berichten bislang nicht offiziell geäußert.