Man könnte fast meinen, die Polizei in Sachsen sei nicht mehr für den Schutz der Bevölkerung zuständig, sondern für ihre eigene Selbstdemontage. Die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) Dresden, bekannt als „härteste Hunde“, steht im Zentrum eines neuen Skandals. Und was diesmal ans Licht kommt, zeigt einmal mehr, wie tief die Probleme in der Polizei sitzen. Es geht um brutale Aufnahmerituale – mit brennenden Helmen und einer Prise NVA-Nostalgie.
Ein Stahlhelm, getränkt in Feuerzeugbenzin, angezündet, dann mit einem Spaten die Flammen ausgeschlagen. So soll es abgelaufen sein. Nicht irgendwo in einer paramilitärischen Kaserne, sondern mitten in der Polizei. Ein Beamter wurde dabei dienstunfähig – kein Zufall, sondern der Preis für „Zugehörigkeit“ in dieser verschworenen Truppe. Und was tut die Führung? Schweigt erst einmal zu den konkreten Vorwürfen, wie gewohnt.
Natürlich wird jetzt wieder von „Einzelfällen“ gesprochen. Aber wir wissen alle, wie das läuft. Diese „Einzelfälle“ sind keine Ausnahmen, sie sind das System. Wer bei der Polizei aufsteigen will, muss die Faust rechtzeitig ballen – gegen andere oder sich selbst. Und die Strukturen schützen sich dabei selbst: Die Führung will plötzlich nichts gewusst haben, obwohl es Videoaufnahmen von den Ritualen geben soll.
Acht Beamte stehen im Fokus, und weitere acht werden gleich mit untersucht. Der Chef der Bereitschaftspolizei, Peter Langer, gibt sich überrascht, ja „fassungslos“. Aber das ist nur Fassade. Jeder, der in der Szene ist, weiß: Solche Rituale sind keine spontanen Entgleisungen, sie sind Teil einer toxischen Polizeikultur, die Gewalt glorifiziert und interne Kritik erstickt.
Was passiert jetzt? Die Betroffenen wurden bis Jahresende nach Hause geschickt. Disziplinarverfahren laufen, aber die Frage bleibt: Was passiert mit all den anderen, die jahrelang geschwiegen haben? Den Polizisten, die weggesehen haben? Denen, die solche Rituale mitgetragen oder gedeckt haben?
Wenn auf den Handys der Beamten Bild- und Videomaterial gefunden wurde, dann reden wir nicht mehr über „mutmaßliche“ Vorfälle. Wir reden über dokumentierte Gewalt. Über Beweise, die zeigen, dass innerhalb dieser Einheiten eine Kultur des Machtmissbrauchs herrscht.
Es reicht nicht, ein paar Köpfe rollen zu lassen. Es reicht nicht, Entrüstung zu spielen. Es braucht eine radikale Reform – und vor allem: einen Bruch mit der alten Polizeikultur, die solche Exzesse ermöglicht. Bis dahin bleibt der nächste Skandal nur eine Frage der Zeit.