"Solidarität ist uns're Waffe": Leipzig gegen Polizeigewalt und Repression
Nach brutaler Polizeigewalt formiert sich in Leipzig der Widerstand – hunderte demonstrieren gegen Repression.
Mehr als eine Woche ist vergangen, seit linke Aktivist*innen am Montag in einer Leipziger Straßenbahn unter extremer Polizeigewalt leiden mussten. Was als spontane Pro-Palästina-Demonstration begann, endete für viele mit Schlägen, Pfefferspray und einer Nacht voller Demütigungen. Am vergangenen Samstag versammelten sich nun Hunderte auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz – nicht nur, um das Erlebte sichtbar zu machen, sondern auch, um ein starkes Zeichen zu setzen: „Wir standen am Samstag auf der Straße, um ein klares Zeichen zu setzen: Wir werden uns von der Polizei nicht einschüchtern lassen.“ so Young Struggle Leipzig.
Bereits gegen 14:20 Uhr bereitet sich die Polizei auf die Versammlung vor. Der Einsatzleiter trifft sich mit dem sogenannten „323er“, dem 13er-Trupp und dem Kommunikationsteam. Der Überwachungswagen rollt mit Blaulicht auf den Platz, ein Gefangenenkraftwagen (GefKw) steht bereit – wohl nicht als reine Vorsichtsmaßnahme, sondern eher als Erinnerung daran, wie schnell es für Aktivist*innen eskalieren kann. Zehn Wägen stehen schon im Halbkreis, beobachten schweigend. Die Einschüchterung ist auch hier Teil des Protokolls.
Das erste, was polizeilich geschützt wird, ist – natürlich – die Deutsche Bank. Ein Bild, das für sich spricht: Das Kapital steht über dem Recht auf Unversehrtheit.
Langsam füllt sich der Platz – nicht nur mit Polizei, sondern auch mit Menschen. Die Demonstration beginnt mit Erfahrungsberichten von Betroffenen. Besonders viel Applaus bekommt die Geschichte einer Aktivistin, die nach dem Polizeieinsatz am Montag ins Krankenhaus musste. „Der Staat hat am Montag gezeigt, dass er alles daran setzt, uns von den Straßen zu vertreiben. Bewusst wurden Sanitäterinnen nicht durchgelassen, Schläge gingen gezielt auf Kopf und Bauch und besondere zusätzliche Schikane gab es bei Durchsuchungen – gerade gegen Frauen*.“
Über die Reichsstraße schwenkt die Kamera des Videowagens plötzlich – ohne erkennbare Ansage – auf die Demonstrierenden. Als wir das melden, ist sie drei Minuten später wieder aus. Ein kleiner Sieg, aber ein spürbarer. Die Versammlung verläuft überraschend ruhig. Keine Repressalien, keine Eskalation. Vielleicht sind es diesmal einfach zu viele. 200 Menschen lassen sich schwerer niederknüppeln als 50. „Ob dieser Angriff aber erfolgreich ist, das entscheidet sich nicht daran, wie viele Leute die Bullen bewusstlos prügeln, sondern dann, wenn wir es zulassen, uns von der Straße fernzuhalten, uns zurückzuziehen und die Angriffe des Staates zu dulden. Aber das haben sie nicht geschafft.“
Vielleicht liegt es auch am Vorabend. Aktivist*innen hatten mit Pyrotechnik und Parolen durch Leipzigs Straßen gezeigt, dass sie sich nicht einschüchtern lassen – und was es heißt, gegen die autoritären Tendenzen in Uniform zu protestieren.
Diese Demo war keine bloße Reaktion – sie war eine Ansage. Eine Ansage an den Staat, an die Polizei, an alle, die versuchen, legitimen Protest zu kriminalisieren. „Unser Protest ist legitim. Deswegen haben wir Samstag demonstriert – und wir werden es auch die kommenden Wochen, Monate und Jahre wieder tun.“
[3540-media, Young Struggle]
Die Bilder findet ihr hier: