Rechte Opferinszenierung vor Gericht: Die gescheiterte Farce der „Freien Sachsen“
Wenn Faschisten flennen: Die peinliche Show der „Freien Sachsen“ vor Gericht
Die heutige Verhandlung im Fall „Strafsache gegen Andre K. wegen Beleidigung“ hätte eine rechtliche Klärung bringen sollen. Stattdessen wurde sie zur Bühne für das altbekannte Schauspiel rechter Opfermythen, faktenresistenter Selbstdarstellung und wütender Paranoia. Während selbst die Staatsanwaltschaft Mühe hatte, die Farce ernst zu nehmen, demonstrierten die „Freien Sachsen“ einmal mehr, worauf ihre Strategie basiert: Lautes Lamentieren, haltlose Anschuldigungen und der Versuch, antifaschistische Recherchearbeit zu kriminalisieren.
Die Strategie der Täter-Opfer-Umkehr
Ich war als Zeuge geladen und ließ mich von RAA Support begleiten – einer Organisation, die Betroffene rechter Gewalt unterstützt. Bereits hier zeigt sich eine zentrale Realität: Während Rechte sich permanent als verfolgte Dissidenten inszenieren, sind sie es, die Journalistinnen, Antifaschistinnen und marginalisierte Gruppen bedrohen und angreifen.
Kaum hatte ich meine Aussage gemacht, konfrontierte mich der Angeklagte, der ohne anwaltliche Vertretung erschien. Seine einzige Frage: Woher ich seinen Namen kenne. Die Antwort – „Von der Vorladung“ – brachte ihn derart aus der Fassung, dass er wütend lospolterte. Mit Schaum vor dem Mund beklagte er „Stasi-Methoden“, als würde die Nennung seines Namens in einem Gerichtsverfahren eine Verschwörung aufdecken. Dabei ist das, was hier geschieht, weder außergewöhnlich noch geheim: Wer sich öffentlich in rechtsextremen Strukturen engagiert, muss damit rechnen, dass Journalist*innen darüber berichten. Die Vorstellung, eine kritische Öffentlichkeit sei gleichbedeutend mit staatlicher Repression, ist nicht nur absurd, sondern entlarvt das zutiefst autoritäre Denken hinter der rechten Szene: Kritik soll zum Schweigen gebracht werden, Fakten werden als Angriff betrachtet.
Die Absurdität rechter Argumentationen
Es folgte der Auftritt eines Zeugen des Angeklagten – und mit ihm eine nicht enden wollende Suada über das deutsche Rechtssystem, seine persönliche Biografie und eine unzusammenhängende Tirade gegen mich als Journalist. Der Vorwurf: Ich sei ein „Paparazzi-Möchtegern“, der „aus dem Gebüsch springt“ und mit einem Teleobjektiv heimlich Porträts anfertigt. Das Problem? Es gab kein Gebüsch, und mein verwendetes Objektiv war ein 24-70mm – ungeeignet für das, was mir unterstellt wurde. Doch es ging nicht um Fakten, sondern um Stimmungsmache.
In der rechten Szene ist diese Art der Inszenierung ein bewährtes Mittel: Antifaschistische Arbeit wird mit diffusen Andeutungen und falschen Behauptungen kriminalisiert, während sich die Täterinnen als unschuldige Opfer einer vermeintlichen Überwachung präsentieren. Das Ziel ist nicht nur die Delegitimierung kritischer Berichterstattung, sondern auch die gezielte Einschüchterung von Journalistinnen. Wer über rechte Netzwerke recherchiert, wird bedroht, verklagt oder verleumdet
Gerichtliche Realität vs. rechte Wunschwelt
Die Widersprüche der rechten Zeugen wurden im Laufe der Verhandlung immer grotesker. Angeblich hätte ich eine Versammlung gestört, die noch gar nicht begonnen hatte. Zudem sei ich Teil einer großen Verschwörung, die personenbezogene Daten von Rechten weitergibt, um ihnen zu schaden – ein Narrativ, das tief in den Mythen rechter Parallelwelten verwurzelt ist.
Letztlich ließ das Gericht den Fall fallen. Doch anstatt die Realität anzuerkennen, feierte sich der Angeklagte als triumphierendes Opfer eines „Freispruchs“. Der Richter stellte klar: Ein eingestelltes Verfahren ist kein Freispruch. Doch in der rechten Szene zählen keine juristischen Realitäten, sondern die Erzählung einer „diktatorischen“ Bundesrepublik, die angeblich mit eiserner Hand gegen ihre politischen Gegner vorgeht.
Rechte Opfermythen als politisches Werkzeug
Was sich in dieser Verhandlung abspielte, ist kein Einzelfall. Die Umkehrung von Täter- und Opferrollen ist ein zentrales Element rechter Propaganda. Faschistische Bewegungen inszenieren sich seit jeher als Verfolgte, während sie selbst jene bekämpfen, die sich für eine freie, gerechte Gesellschaft einsetzen. Dabei greifen sie auf tief verwurzelte patriarchale und autoritäre Denkstrukturen zurück: Kritische Journalistinnen – insbesondere FLINTA und queere Personen – werden als „Gefahr“ konstruiert, weil sie bestehende Machtverhältnisse infrage stellen.
Rechte Angriffe auf Pressefreiheit und antifaschistische Recherche sind keine individuellen Ausfälle, sondern Teil einer breiteren Strategie. Wer über die Netzwerke der „Freien Sachsen“ berichtet, wird als Feind markiert. Doch es ist kein Zeichen von Stärke, wenn eine politische Bewegung ihre Gegner*innen nur durch Einschüchterung zum Schweigen bringen kann – es ist ein Eingeständnis ihrer eigenen Schwäche.
Die Notwendigkeit antifaschistischer Gegenöffentlichkeit
Gerichtsprozesse wie dieser zeigen, warum antifaschistische Dokumentation und Berichterstattung essenziell bleiben. Während rechte Akteurinnen sich in ihre selbstgeschaffenen Opfermythen flüchten, liegt es an uns, ihre realen Strukturen sichtbar zu machen. Die „Freien Sachsen“ sind keine unschuldigen Außenseiter – sie sind ein Netzwerk, das Neonazis, Verschwörungsideologinnen und gewaltbereite Faschist*innen vereint. Ihre Strategie mag auf juristischen Nebelkerzen basieren – doch wir haben längst gelernt, sich von solchen Inszenierugnen nicht beirren zu lassen.