Zwei Antifaschist*innen werden in Freiberg Opfer eines gezielten Angriffs durch drei bekannte Neonazis. Der Vorfall reiht sich ein in eine lange Liste rechter Gewalt in Sachsen – und bleibt doch kein Einzelfall, sondern ein Ausdruck organisierter Einschüchterung und Machtdemonstration.
Gegen 22:30 Uhr sind zwei Personen mit E-Scootern in der Jungstraße unterwegs. Von Weitem hören sie rechte Parolen: „Jetzt seid ihr dran, ihr Zecken!“ Drei Männer nähern sich – auf Fahrrädern, koordiniert.
Die mutmaßlichen Angreifer: Lucas S., Tom R. und Nico R., in der Region seit Jahren als gewaltbereite Rechte bekannt.
Tom R. stellt sich in einer Seitengasse auf, während Lucas S. und Nico R. aus zwei Richtungen auf die Betroffenen zufahren. Die Angreifer sprechen gezielt Antifaschismus an, unterstellen den beiden, „Zecken-Aufkleber“ geklebt zu haben – und greifen an. Lucas S. versucht einen gezielten Faustschlag, verfehlt jedoch. Eine der betroffenen Personen wird am Scooter festgehalten und in die Wade getreten. Die andere wird ebenfalls bedroht, kann aber fliehen. Beide entkommen schließlich dem Angriff.
Die Täter kehren anschließend zurück und beschädigen gezielt die beiden E-Scooter – mutmaßlich, um Eigentum zu zerstören und ein weiteres Einschüchterungssignal zu senden.
Was in Freiberg passiert ist, ist keine spontane Eskalation, sondern ein kalkulierter Angriff. Die Täter sind sich ihrer Machtposition sicher – sozial verankert, juristisch bisher kaum belangt. Der Angriff folgt dem klassischen Muster rechter Gewalt im ländlichen Raum: gezielt, persönlich, öffentlich, begleitet von Parolen und Symbolik.
Die Betroffenen erleiden leichte physische Verletzungen, zeigen aber deutliche Anzeichen psychischer Belastung. Beide stehen unter Schock, berichten von Angst und Überforderung. Die Kosten durch zerstörte E-Scooter und notwendige Begleitung summieren sich. Von staatlicher Seite gibt es bisher keine Reaktion.
Freiberg ist kein Einzelfall. In zahlreichen sächsischen Städten und Kleinstädten zeigen rechte Netzwerke seit Jahren Präsenz. Die Gewalt ist real – und sie trifft gezielt jene, die sich ihr entgegenstellen. Wer antifaschistisch sichtbar ist, wird zur Zielscheibe.
Das Schweigen der Behörden, das Ausbleiben konsequenter Ermittlungen, die Normalisierung rechter Präsenz im öffentlichen Raum – all das ist Teil des Problems. Wer rechte Gewalt ignoriert, macht sie möglich.