Am 3. März 2025 steuerte Alexander Scheuermann ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge in der Mannheimer Innenstadt. Zwei Menschen starben, elf weitere wurden verletzt. Nach der Tat versuchte er sich mit einer Schreckschusspistole das Leben zu nehmen, überlebte jedoch und befindet sich in Polizeigewahrsam. Offizielle Stellen sprechen bislang nicht von einem politischen Motiv, sondern verweisen auf eine mögliche psychische Erkrankung des Täters.
Doch Recherchen von Exif zeigen: Scheuermann war Teil der neonazistischen Gruppierung "Ring Bund", die sich konspirativ organisierte, antisemitische Verschwörungserzählungen verbreitete und offenbar Verbindungen zu einem illegalen Waffenhandelsring hatte.
Ein Täter mit rechtsextremer Vergangenheit
Laut Exif führte der Neonazi Bernd Zimmermann eine Liste mit Mitgliedern des "Ring Bund". Darin ist Scheuermann mit dem Kürzel "RB Ringbund" vermerkt – ein klarer Hinweis auf seine Zugehörigkeit zur Gruppe. Zudem hatte er Zugang zur Kommunikationsinfrastruktur des Netzwerks und wurde mit einer ProtonMail-Adresse in den Strukturen geführt
.
Der "Ring Bund" war eng mit bekannten rechtsextremen Akteuren vernetzt:
Bernd Zimmermann und Alexander Reichl – Organisatoren eines neonazistischen Waffenhandelsrings
Thorsten Heise – Führender Neonazi-Kader
Tobias Schulz ("Baldur Landogart") – Rechtsextremer Aktivist
Björn Höcke – Der faschistische AfD-Politiker wurde laut Liste als "persönlich bekannt" geführt
Die Gruppe plante nicht nur politische Strukturen, sondern diskutierte auch offen über Gewalt. Bei einem Treffen im November 2018 hielt Zimmermann Vorträge zu Themen wie "Feindbild" und "was gewaltsamer Widerstand bedeuten würde". In internen Papieren wurde die "Machtablösung" als Ziel formuliert – mit antisemitischen Verschwörungsmythen über eine angebliche "Weltfinanz" als ideologische Grundlage.
Behörden ignorieren politische Dimension
Trotz dieser belegten Verbindungen und der extrem rechten Ideologie des Täters geht das baden-württembergische Innenministerium bislang nicht von einer politischen Motivation aus. Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte, es gebe „zur Stunde keine Hinweise auf einen extremistischen oder religiösen Hintergrund“.
Diese Verharmlosung ist fatal. Die deutschen Sicherheitsbehörden haben in der Vergangenheit immer wieder rechtsextreme Netzwerke unterschätzt oder gedeckt – sei es beim NSU, dem Hannibal-Netzwerk oder der Gruppe Nordkreuz. Dass ein Neonazi mit nachweislichen Verbindungen zu einer konspirativen Struktur ein Attentat begeht und sofort nur über seine psychische Verfassung gesprochen wird, ist ein Skandal.
Die Tat von Mannheim reiht sich ein in eine lange Liste rechtsterroristischer Anschläge in Deutschland – von Halle über Hanau bis nach Idar-Oberstein. Während der Staat immer wieder den „Einzeltäter“-Mythos bemüht, zeigen Recherchen antifaschistischer Gruppen und investigativer Journalist*innen, dass es sich um ein Netzwerkproblem handelt.
Rechter Terror muss als solcher benannt werden
Der Fall Mannheim zeigt erneut, dass Deutschland ein massives Problem mit rechtem Terror hat – und mit Behörden, die diesen nicht ernst nehmen wollen. Die politischen Verbindungen von Alexander Scheuermann müssen vollständig aufgeklärt werden. Das Narrativ vom "psychisch kranken Einzeltäter" darf sich nicht wiederholen.
Es braucht antifaschistische Wachsamkeit, Druck auf die Ermittlungsbehörden und konsequente Enthüllung rechter Strukturen. Kein Vergeben, kein Vergessen!