Weltkrieg³?
Bomben auf den Iran: Trump entfesselt Krieg – und macht Geschichte gefährlich wiederholbar!
Vorab-Info
In bewaffneten Konflikten verzichten wir grundsätzlich auf Parteinahme für kriegführende Staaten oder Organisationen. Wir berichten faktenbasiert, kritisch und menschenrechtsorientiert. Doch eines ist klar: Völkermorde, ethnische Säuberungen und kollektive Bestrafungen sind keine legitimen Mittel der Kriegsführung – sie sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese benennen und verurteilen wir deutlich.
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TW: Krieg / Bombardierungen / strukturelle Gewalt / religiöse Diskriminierung / Völkermorde / ethnische Säuberungen
Ein schwarzer Samstag. Nicht nur für den Iran. Nicht nur für die Region. Sondern für alle, die geglaubt haben, die Welt könne nach zwei Weltkriegen wenigstens für eine Generation stabil bleiben. In der Nacht zum 22. Juni haben US-amerikanische Bomber auf Befehl von Donald Trump drei iranische Atomanlagen zerstört. Die Orte: Fordow, Natanz, Esfahan. Der Angriff: angekündigt per Truth Social, zelebriert mit Pathos, durchgeführt ohne Zustimmung des Kongresses – und ohne Rücksicht auf internationales Recht.
Während das Weiße Haus von „historischem Erfolg“ spricht, sind es die Geister der Vergangenheit, die aus dem Rauch aufsteigen: Präventivschläge, Regime-Change-Politik, nukleare Bedrohung, Stellvertreterkriege, Verfassungsbrüche, imperiale Allmachtsfantasien. Trumps Angriff auf den Iran ist mehr als eine Eskalation. Es ist ein kolossales Sicherheitsrisiko für die gesamte Welt.
Fordow liegt tief im Gestein, in einem Bergmassiv. Dort hatte die Islamische Republik ihr Atomprogramm unter Tage weiterentwickelt – teils in offener Missachtung des gescheiterten Atomabkommens, teils aus Angst vor Angriffen wie diesem. Ironischerweise haben genau diese Schutzmaßnahmen nun dazu geführt, dass die USA angeblich B-2-Bomber mit bunkerbrechenden Bomben einsetzen mussten – Monsterwaffen von über 13 Tonnen Gewicht.
Ob tatsächlich alle Flugzeuge zurückgekehrt sind, ob zivile Opfer zu beklagen sind, wie hoch die Zahl der Toten in Esfahan oder Natanz ist – all das ist bislang unklar. Fest steht: Die USA haben de facto einen Krieg erklärt. Ohne Zustimmung des Kongresses, ohne UN-Mandat. Und mit vollem Wissen darum, dass der Iran sich das nicht gefallen lassen wird.
Seit über einer Woche steht die Region in Flammen. Israel hat gezielt iranische Militärposten angegriffen, während die eigene Offensive in Gaza tausende Menschenleben kostet. Nun mischt sich Washington direkt ein – nicht zur Deeskalation, sondern zur Machtdemonstration.
Donald Trump, der Mann, der sich in seinem zweiten Anlauf ins Weiße Haus als Friedensbringer stilisiert hatte, hat den Schritt über die Schwelle gewagt: Er hat nicht nur eine weitere Eskalationsstufe gezündet, sondern auch die Nachkriegsordnung ein Stück weiter zertrümmert. Die USA, ohnehin kein glaubwürdiger Vermittler mehr, haben sich endgültig aus jeder diplomatischen Verantwortung verabschiedet.
Was bleibt, ist ein gefährlicher Präzedenzfall. Der Angriff auf funktionierende Atomanlagen ist nicht nur ein massives Sicherheitsrisiko für Mensch und Umwelt – es ist ein Verstoß gegen Artikel 2 der UN-Charta, der das Gewaltverbot zwischen Staaten festschreibt. Selbst in den USA wird Trumps Alleingang scharf kritisiert. Linke Demokraten, aber auch konservative Libertäre wie Thomas Massie bezeichnen den Angriff als verfassungswidrig. Denn der Kongress hat nicht zugestimmt. Und das US-Militär hat – trotz aller Lippenbekenntnisse – nicht unabhängig entschieden. Es war ein Befehl des Präsidenten.
Die mediale Inszenierung dieses Angriffs, das martialische Pathos, die perfide Symbolik – sie alle erinnern an den Irakkrieg 2003. Auch damals wurden angebliche Massenvernichtungswaffen als Vorwand genutzt. Auch damals glaubten viele, ein kurzer, effizienter Krieg könne ein Regime beseitigen. Das Ergebnis: Hunderttausende Tote, ein destabilisiertes Land, der Aufstieg des IS.
Und Deutschland? Außenministerin Ziemiak schweigt bislang. Kanzler Merz will sich „mit den Partnern beraten“. Ein bekanntes Mantra, wenn man nichts sagen will. Tatsächlich wird in Berlin hinter den Kulissen diskutiert: Darf ein Land, das mitten in einem europäischen Krieg steckt, einen zweiten Konflikt mit einer Atommacht riskieren? Und: Wie viel Nähe zu den USA ist unter Trump noch verantwortbar?
Frankreich und Spanien zeigen sich zurückhaltend, die EU-Außenbeauftragte warnt vor einer „unkontrollierbaren Kettenreaktion“. Aber aus Brüssel kommt kein ernsthafter Widerstand. Wieder einmal versagt die europäische Außenpolitik in einem Moment, in dem sie gebraucht würde.
In Teheran ist die Wut grenzenlos. Nicht nur, weil zivile Opfer befürchtet werden, sondern auch, weil der Angriff als Angriff auf die Souveränität des Landes verstanden wird. Iranische Militärkreise sprechen bereits von einer „neuen Phase des Widerstands“. Die Reaktion? Unklar. Aber sie wird kommen. Und sie könnte auch auf US-Stützpunkte in Irak, Syrien oder Bahrain zielen – oder auf israelisches Gebiet. Dann wäre die Büchse der Pandora vollständig geöffnet.
Wir stehen an der Schwelle eines neuen globalen Konflikts. Die Geopolitik des Jahres 2025 ist kein Spiel zwischen Demokratien und Autokratien mehr – sondern ein undurchsichtiges Geflecht aus Machtinteressen, autoritärem Nationalismus, geopolitischem Zynismus und systemischer Gewalt. Trump, Netanjahu, Putin, Merz: Sie alle sind Symptome dieser Entwicklung, keine Ausnahmen.
Für progressive Kräfte in Europa und den USA heißt das: Es braucht eine klare, unmissverständliche Absage an völkerrechtswidrige Gewalt. Es braucht Widerstand gegen imperiale Selbstermächtigung. Und es braucht Solidarität – mit den zivilen Opfern, mit den Bewegungen in Iran, Israel und Palästina, die unterdrückt, eingekesselt und bombardiert werden.