Wie Israel und Iran in den offenen Krieg schlitterten
Eine Eskalation mit Ansage – und eine Welt, die wegsieht.
Was gerade passiert, ist kein plötzlicher Kriegsausbruch – es ist das Ergebnis einer langen Kette aus Provokationen, Machtpolitik und internationalen Wegschauen. Israel und der Iran haben sich seit Jahren feindlich gegenübergestanden. Nicht durch direkte Angriffe, sondern durch verdeckte Operationen, Stellvertretermilizen, gezielte Luftschläge, Cyberangriffe und Drohungen. Währenddessen wurde die Region zur tickenden Zeitbombe.
Im Mai 2025 kam es zur Eskalation: Eine vom Iran unterstützte Miliz griff ein israelisches Konsulat im Nordirak an. Mehrere Menschen starben. Israel reagierte mit Luftschlägen auf iranische Militäreinrichtungen in Syrien und im Irak. In Teheran sprach man von „Vergeltung“, in Israel drohte man offen mit einem „Präventivkrieg“. Zwei Staaten rüsteten sich für das, was längst unausweichlich schien.
Dann der Wendepunkt: Am 11. Juni bombardierte Israel mehrere iranische Atomanlagen – mit der Begründung, der Iran stehe kurz davor, waffenfähiges Uran herzustellen. Es war ein Angriff, der von Teheran als direkter Kriegsakt gewertet wurde. Die iranische Regierung kündigte eine „Antwort auf israelischem Boden“ an. Internationale Vermittlungsversuche? Fehlanzeige.
Am 13. Juni flogen erstmals iranische Raketen auf israelisches Gebiet. Haifa, Tel Aviv und weitere Städte wurden getroffen. Es gab Tote und Verletzte. Die Luftabwehr kam an ihre Grenzen. Israel reagierte mit massiven Gegenschlägen, unter anderem auf Regierungseinrichtungen und Militärzentralen im Iran. Auch hier starben Zivilist:innen. Zwei Tage später griff Israel sogar das staatliche Fernsehen in Teheran an – mitten während einer Live-Sendung. Der Iran schlug erneut zurück. Auch ein Teil der US-Botschaft in Tel Aviv wurde beschädigt.
Was wir gerade sehen, ist ein offener Krieg. Er hat viele Ursachen: Nationalistische Politik auf beiden Seiten. Ein jahrzehntelanger Stellvertreterkonflikt. Und eine internationale Staatengemeinschaft, die lieber schweigt als eingreift. In Israel sitzt eine ultrarechte Regierung, die mit Gewalt ihre Macht sichert. Im Iran ein autoritäres Regime, das Krieg nutzt, um von innerer Unterdrückung abzulenken. Beide Staaten führen diesen Krieg nicht für die Menschen, sondern gegen sie.
Für die Zivilbevölkerung bedeutet dieser Krieg Angst, Tod und Zerstörung. Für den globalen Norden heißt er vor allem eines: unbequem. Doch Wegschauen ist keine Option mehr. Es ist an der Zeit, klar zu benennen, was passiert: Hier eskalieren zwei Staaten, die längst vergessen haben, dass es Alternativen zur Gewalt gibt. Und die internationale Gemeinschaft? Spielt weiter Business as usual – auf dem Rücken derer, die am wenigsten dafür können.