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„Zensur der Zukunft”
Donald Trump hat durchgesetzt, dass die „Jimmy Kimmel Live!“-Show abgesetzt wird – nicht wegen schlechter Quoten, sondern weil ihm die Kritik des Moderators missfiel. Disney, Mutterkonzern von ABC, gab dem Druck nach. Damit zeigt sich erneut, wie anfällig Demokratien sind, wenn autoritäre Politiker ökonomische Abhängigkeiten ausnutzen und Konzerne aus Angst um ihre Profite einknicken. Presse- und Meinungsfreiheit stehen nur so lange, wie Menschen bereit sind, für sie einzutreten – Vorstände und Kapitalinteressen werden sie nicht retten.
Ein Montagabend in den USA: Millionen Menschen schalten wie gewohnt Jimmy Kimmel ein, seit zwei Jahrzehnten ein fester Bestandteil der amerikanischen Fernsehlandschaft. Wenige Tage später ist Schluss, die Show wird abgesetzt – nicht wegen schlechter Quoten, sondern weil Donald Trump, zurück im Weißen Haus, Druck gemacht hat. Was wie eine Szene aus einer Dystopie klingt, ist Realität. Ein Präsident bringt einen unbequemen Kritiker zum Schweigen, und Disney, der Mutterkonzern von ABC, knickt ein. Der Skandal ist nicht nur der autoritäre Druck, sondern dass Konzerne nachgeben. Demokratie ist für sie kein Wert, sondern ein Kostenfaktor. Wenn gute Beziehungen zum Präsidenten mehr Profit versprechen als eine Late-Night-Show, fällt die Entscheidung gegen die Freiheit. Hier zeigt sich die enge Verflechtung von Politik und Kapitalismus. Pressefreiheit existiert nur, solange Vorstände bereit sind, Verluste zu riskieren. Trump hat diesen Punkt erkannt: Er klagt über angebliche „Cancel Culture“ – und betreibt selbst autoritäre Cancel Culture von oben. Wer Kritik äußert, soll verstummen.
Doch Kimmels Absetzung ist mehr als ein Medienereignis. Late-Night-Shows sind in den USA Teil politischer Kultur. Sie bieten Millionen Menschen Orientierung, Kritik, Widerspruch. Ihre Ausschaltung ist ein Angriff auf die Öffentlichkeit selbst. Demokratie lebt vom Streit, von der Möglichkeit, selbst den Präsidenten lächerlich zu machen. Wer das verbietet, greift die Grundlagen demokratischer Gesellschaft an. Wir kennen dieses Muster aus Europa: Orbán, Kaczyński, Berlusconi – immer beginnt es mit ein paar unbequemen Stimmen, bis am Ende das ganze mediale Feld gleichgeschaltet ist. Der Podcaster Marc Maron formulierte es unmissverständlich: „Wenn sie Jimmy holen, dann holen sie alle.“ Genau so funktioniert autoritäre Macht: Schritt für Schritt, Stimme für Stimme.
Doch es gibt auch Widerstand. Gewerkschaften, Künstlerinnen, Prominente und Teile der Politik kritisieren das Vorgehen scharf. Sie erinnern daran, dass Meinungsfreiheit kein Selbstläufer ist. Sie existiert nicht, weil sie auf dem Papier steht, sondern weil Menschen sie verteidigen, und dass Tag für Tag. Kimmels Fall macht deutlich: Autoritäre Politiker inszenieren sich als Opfer, während sie Kritiker zum Schweigen bringen. Konzerne handeln nicht nach Prinzipien, sondern nach Profit. Es liegt an uns – Journalistinnen, Künstlerinnen, Bewegungen, Zuschauerinnen –, die Räume der Demokratie zu verteidigen. Jimmy Kimmel mag nur ein Moderator sein, aber seine Absetzung zeigt: Es geht um mehr. Es geht darum, ob wir zulassen, dass autoritäre Macht die Grenzen der Freiheit verschiebt. Und es geht darum, ob wir rechtzeitig erkennen, dass dieser Kampf nicht nur in den USA geführt wird, sondern überall, wo Rechte die Demokratie aushöhlen wollen.
Denn wenn sie Jimmy holen, holen sie alle.