Ich finde es sehr interessant und ein wichtiges Thema. Vielleicht für euch als Rückmeldung: ich fand die Argumentation des ersten Artikels tlw. etwas kurz. Es wurden Behauptungen aufgestellt (die ihr nach eurer Aussage auch geprüft habt), aber es fehlten die Argumente? Also für mich hat sich dieser erste Text sehr flach angefühlt. Wie wenn in Deutschunterricht statt These, Argument, Beleg nur die These genannt wird. Und dann ist es schwieriger auf die Kritik einzugehen?
Während des Lesens dieses Artikels habe ich mich selbst immer reflektiert und überlegt, was ich an Yus Stelle machen würde und da ist mir irgendwann aufgefallen, dass ich allein durch euren ersten Artikel, nicht bei allen Punkten verstanden hätte, was genau falsch/problematisch ist.
DIe Redaktion schreibt: „Yu hatte die Chance zum offenen Gespräch – und hat sich entschieden, die Deutungshoheit mit maximaler Empörung zurückzufordern.“ Doch Yu hat sich nicht empört, dey hat geantwortet, erklärt, reflektiert, sich entschuldigt. Diese Reaktion als Empörung zu lesen, ist eine emotionale Projektion.
„Wir stehen für eine linke Öffentlichkeit, die solidarisch, kritisch und streitbar ist“, sagt die Redaktion. Doch Solidarität, die nur gilt, solange Menschen keine Fehler machen, ist keine. Kritik, die Entwicklung nicht zulässt, ist keine. Und Streitbarkeit ohne Empathie ist keine Stärke - sondern Härte.
Yu hat Fehler gemacht. Yu hat sich erklärt. Yu hat sich entschuldigt. Yu zeigt Beweise für Aufarbeitung. Wenn das nicht reicht, liegt das Problem nicht bei Yu, sondern bei denen, die alles, was dey sagt, im schlechtesten Licht lesen. Es wird außer Acht gelassen, welche Schäden diese Anschuldigung haben. Zu leugnen, dass Yu auf Kritik eingeht, sagen dey würde Kritik pauschal als Ableismus abtun, etc..
Wer glaubt, dieser Beitrag sei Kritik, sollte sich fragen:
Warum wird keine einzige Aussage von Yu als glaubwürdig angesehen?
Warum wird jede Entschuldigung, jede Erklärung, jede Geste als Manipulation gewertet?
Und warum darf eine marginalisierte Person, die sich öffnet, derart seziert und entmenschlicht werden?
Ich fand den ersten Post zur Yu-Thematik wirklich gut, eine neutrale Zusammenfassung der aktuellen Problematik, konstruktiv und sachlich.
Die erste Podcast-Folge ließ jedoch stark nach: Sie erinnerte eher an Klatsch und Tratsch als an eine ernsthafte Recherche. Es fehlten ernstzunehmende Quellen sowie neue, konkrete Informationen, stattdessen wurde aus einer ernstzunehmenden Recherche ein “lockerer” Podcast. Die zweite Folge war sogar noch inhaltsloser und wirkte stellenweise respektlos.
Auf den ersten Blick erscheint dieser Beitrag als kritische Auseinandersetzung. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Es geht um Macht, Deutungshoheit, und um den respektlosen Umgang mit marginalisierten Stimmen.
Yu äußert sich klar zur Kritik. Dey nimmt sie an, reflektiert differenziert, und wird dafür auf eine Weise seziert, die an Gaslighting grenzt. Entschuldigt sich Yu, heißt es, es sei eine Strategie. Rechtfertigt sich Yu, heißt es, dey wolle Kritik „wegschieben“. Jedes Wort wird zerpflückt, jede Geste interpretiert, nie im besten, stets im schlechtesten Licht.
Yu spricht ruhig über Themen, die dey offensichtlich belasten. Doch statt diese Ruhe als Stärke zu sehen, als Ausdruck von Kontrolle trotz Anspannung, wird sie als „berechnend“ gelesen. Welche Tonlage wäre denn „richtig“ gewesen? Weinend? Schreiend? Yu scheint es niemandem recht machen zu können, ganz gleich, wie dey sich äußert. Das ist keine Analyse, das ist Überinterpretation.
Besonders perfide wird es, wenn der Vorwurf des Ableismus mit dem Autismus einer beteiligten Person relativiert werden soll, als gäbe es keinen internalisierten Ableismus, als wären marginalisierte Menschen immun gegen diskriminierende Strukturen. Wer so argumentiert, ignoriert die Lebensrealität vieler Betroffener und macht sie dadurch unsichtbar.
Gerade im Kontext der Idealisierung ist das relevant. Denn das Gegenteil von Idealisierung ist nicht gesunde Kritik, sondern Verteufelung, und auch sie ist schädlich. Mein Eindruck: Ein Fan hat Yu idealisiert, festgestellt, dass Yu nicht perfekt ist, und kippt nun ins Gegenteil: Alles wird als manipulativ gelesen.
So wie Yu seziert wird, könnte man auch diesen gesamten Beitrag 50 Seiten lang sezieren, und könnte die Problematik hinter jeder Aussage Zeile für Zeile aufdecken. Das wäre sogar fairer, da geschriebenes Wort gezielt formuliert ist im Vergleich zu umgangssprachlichen Sprachnachrichten. Aber das wäre ebenso destruktiv.
Ein Beispiel: Der Umgang mit der TrippleD-Thematik.
Yu erklärt, die Songs seien mit 13 Jahren entstanden, als Teil eines unausgereiften, aber gesellschaftskritischen Ausdrucks.
Dey habe sich früh weiblich identifiziert und sei massivem Hass ausgesetzt gewesen. Die Veröffentlichung der Songs gegen Yus Willen sei Teil dieses Hasses.
Yu distanziert sich heute deutlich von den problematischen Inhalten.
Doch die Redaktion begegnet dem mit Misstrauen und Framing: Yu wird Manipulation, Widersprüchlichkeit und Strategie unterstellt. Selbst die Tatsache, dass Yu sich an manches nicht mehr erinnert (möglicherweise ein Symptom von PTBS, oder einfach dass es deren halbe Lebenszeit her ist), wird als Hinweis auf Unehrlichkeit gedeutet.
Diese Darstellung ist nicht nur unjournalistisch, sondern auch strukturell ableistisch: Yu wird an impliziten, unerreichbaren Maßstäben gemessen, ohne konkrete Alternativen aufzuzeigen. Das Statement wird als “zurechtgelegt” dargestellt, um eine logische Erklärung zu diskreditieren. Yus Reflexion, Reue und Kontextualisierung werden abgewertet, als zu glatt, zu konstruiert, zu strategisch. Was auch immer Yu sagt, es wird als Beleg für Unehrlichkeit gelesen.
Dieses Muster ist bekannt: Marginalisierte Menschen stehen systematisch unter Generalverdacht. Ihre Reue zählt nicht. Ihre Entwicklung wird ihnen abgesprochen. Es geht nicht mehr um Kritik, sondern um Diskreditierung.
In diesem Prozess widerspricht sich der Beitrag regelmäßig selbst:
Yu paraphrasiert einen Vorwurf nahezu wortgleich - aber wird dafür dann kritisiert, auszuweichen.
Die Redaktion wertet Yus Unwissenheit als vorgeschobenen „Freispruch“, unterstellt dem, aufgrund mangelnden Wissens keine Videos über trans* issues gemacht haben zu sollen und ignoriert damit den realen Lernprozess vieler Betroffener.
Diese Reaktion ist strukturell transfeindlich. Sie verkennt, wie Coming-Outs ablaufen: Über Fehler, Umwege, Scham und Lernen. Dass Yu in dieser Phase selbst trans, aber nicht geoutet war, wird ignoriert.
Wenn wir Menschen ihre Entwicklung nicht zugestehen, verhindern wir nicht nur Aufarbeitung, sondern auch Coming-Outs.
Yu ist heute eine sichtbare Stimme für trans Menschen. Dey hört zu, reflektiert, lernt. Genau das sollte im Fokus stehen: Menschen können sich verändern, und sie müssen Raum dafür bekommen, statt mit Misstrauen erstickt zu werden.
Wir wissen nicht, wie viele Menschen Yu kontaktiert haben oder wie Kritik formuliert war. Trotzdem wird unterstellt: Yu reagiert nur, wenn es unbequem wird. Beleg? Fehlanzeige. Kontext? Fehlanzeige. Dabei zeigen viele vergangene Beiträge, die auf Kritik eingehen, das Gegenteil. Yu sagt: Kommt mit Kritik immer zu mir. Selbst in diesem Statement äußert dey Enttäuschung dass dey nichts von der mitarbeitenden Kritik wusste, und dennoch klare Kritikbereitschaft.
Die Frage bleibt: Geht es in diesem Beitrag wirklich um Kritik? Oder geht es um Deplattformung aus Enttäuschung?
Yu versucht, den Ursprung vermeintlich transfeindlicher Witze zu verstehen, erkennt an, dass es in queeren Freundeskreisen Witze gibt, die aber keine transfeindliche Richtung annehmen. Die Redaktion liest daraus eine Schutzbehauptung à la „Ich habe queere Freunde, kann also nicht queerfeindlich sein“ - obwohl Yu selbst trans ist und dies gar nicht bräuchte.
Yus queeres Umfeld ist kein Schutzschild, sondern biografischer Kontext. Witze innerhalb eines queeren Rahmens sind nicht gleich öffentlicher Diskriminierung.
Wenn Yu sich dennoch entschuldigt, wird sich an der Formulierung „wenn ich jemanden verletzt habe“ festgebissen. Natürlich ist ein „Wenn“ problematisch - aber hier ist es eingebettet in zahlreiche klare Distanzierungen. Und: Es war keine vorbereitete öffentliche Erklärung, sondern ein persönliches, sehr langes und ernstes Voice Memo - von einer autistischen Person.
Diese übermäßige Interpretation von Sprache betrifft oft neurodivergente Menschen - und das ist ableistisch.
Am Ende bleibt das Bild: Yu will es richtig machen, und wird dafür verurteilt. Alles, was dey sagt oder tut, wird gegen dey verwendet.
Diese Form der Kritik ist nicht fair, sie ist strukturell queerfeindlich. Denn sie vermittelt: Selbst wenn du betroffen bist, reflektierst, dich entschuldigst, wirst du nicht gehört. Du wirst ausgeschlossen.
Während das Publikum ständig emotionalisiert wird, wird Yu jede Empathiebekundung als emotionale Manipulation ausgelegt.
Yu sagt klar: Dey lehnt Personenkult ab. Statt es als das zu sehen, was es ist, eine klare Stellungnahme, wird es als Ausweichen gesehen, wobei sich sogar selbst widersprochen wird, was denn die eigentliche Kritik sei.
Yu spricht von screenshots die dey gesendet haben solle um zu zeigen wie Yu gegen idealisierung/love bombing vorgehe, diese werden als irrelevant angesehen und dem Publikum nie gezeigt, dem Publikum wird die Chance verwehrt sich eine eigene Meinung zu bilden, man muss der Redaktion blind vertrauen dass das isolierte Betrachten der wenigen Screenshots im ursprünglichen Beitrag den vollen Kontext des komplizierten Sachverhalts von Love Bombing darbietet.
Und: Man darf Yus Fans auch nicht infantilisieren, nur weil sie überwiegend aus marginalisierten Gruppen bestehen. Wer ihnen abspricht, selbst entscheiden zu können, wie sie mit Nähe oder Distanz umgehen, spricht ihnen Mündigkeit ab. Das ist nicht progressiv, das ist bevormundend.
Von einer „Aura von Unantastbarkeit“ zu sprechen, während Yu gerade 36 Minuten an Sprachnachrichten an die Redaktion schickt, ist ironisch. Wäre dey wirklich unantastbar, würde dey schweigen, wie es viele Artists tun, weil es für sie schlicht besser läuft, sich nicht auf solche Dialoge einzulassen. Dass Yu sich trotzdem äußert, ist kein Zeichen von Machtverweigerung, sondern von Verantwortung.
Yu erklärt die Absicht hinter Affirmationen wie „Du bist wichtig“. Nicht als Manipulation, sondern als Ausdruck eines eigenen Mangels an Wertgefühl in der Vergangenheit. Das ist keine Flucht vor Verantwortung, es ist ein offener Einblick in emotionale Beweggründe.
Statt mit Respekt begegnet man dieser Offenheit mit Zynismus, als sei es ein rhetorischer Trick. Das ist nicht nur unsensibel, sondern gefährlich. Denn es verhindert, dass Menschen über ihre Verletzlichkeit sprechen können, ohne dafür verurteilt zu werden.
Aus “Ich möchte anderen Wert geben, den ich nicht gefühlt habe” wird auf einmal “ihr bringt mich um, wenn ihr mich kritisiert”, eine so dermaßen böswillige Falschdarstellung, dass man sie gar nicht weiter kommentieren muss. Wer aus der bloßen Erwähnung von Suizidalität „emotionales Erpressen“ liest, zeigt: Es geht hier nicht um Auseinandersetzung, sondern um Bestätigung eines Urteils.
Yu wird teilweise mitten im Satz unterbrochen, nur um dieses guilt tripping Narrativ zu bedienen. Das ist respektlos und widerspricht den Prinzipien solidarischer Kritik.
Auch beim Discord-Server wird Framing betrieben. Yu erklärt, dass die Verantwortung längst abgegeben wurde, dennoch wird dey weiter verantwortlich gemacht, weil der Server noch den Namen trägt.
Yus Rückzug aus der Moderation wird als „taktisch“ gedeutet, ohne Beleg. Wieder einmal wird aus Kontext ein Vorwurf konstruiert. Es wird ignoriert, dass Yu dies überhaupt getan hat, um ein gleichgestelltes, kritisierbares Server-Team zu halten.
Yu kritisiert zu Recht die mangelnde journalistische Sorgfalt: Die Redaktion hat offenbar nicht überprüft, wer den Server aktuell betreut, keine Gespräche mit dem Team geführt und keine Details zu den pauschalen Vorwürfen geliefert. Trotzdem wird Yu öffentlich zur Verantwortung gezogen. Das ist kein differenzierter Journalismus, sondern Framing - der Versuch, Übergriffigkeit mit Yus Namen zu verknüpfen. Das Server-Team hat versucht, Kontakt aufzunehmen, um den Vorwürfen nachzugehen, doch die Redaktion reagierte nicht. Das Team bemüht sich weiterhin, potenzielle Betroffene zu finden und zu kontaktieren, ein Prozess, der Zeit braucht und nichts mit Yu zu tun hat.
Ein Abschnitt des Beitrags wird mit dem Begriff „Sklaventreiberei“ betitelt – eine geschmacklose, unangebrachte Wortwahl. Selbst wenn ironisch gemeint, verfehlt sie in diesem Kontext ihre Wirkung und relativiert reale historische Gewaltverhältnisse. Zudem ist es widersprüchlich, Übertreibung bei Yu zu kritisieren und selbst in solchen Begriffen zu formulieren.
Yu bittet darum, mehr Informationen zu erhalten, um die Vorwürfe einordnen zu können. Dey habe nur eine offizielle Mitarbeitsperson. Diese Nachfrage ist kein Ausweichen, sondern der Versuch, sich kommunikativ mit dem Geschehen auseinanderzusetzen. Dass das als „Verantwortungsverschiebung“ ausgelegt wird, zeigt wenig Verständnis für komplexe Kommunikationssituationen und ist nicht barrierefrei. Wer ursprünglich mit „Mitarbeitenden“ gemeint war, bleibt aber unpräzise. Bezahlte Kräfte? Ehrenamtliche? Freund:innen? Die Undifferenziertheit lässt Raum für Fehlinterpretationen und erzeugt ein verzerrtes Bild von Machtmissbrauch.
Yu erklärt, dass dey Polizeigewalt dokumentieren wollte, nicht provozieren. Ziel war Sichtbarkeit, ein legitimes und notwendiges Mittel für marginalisierte Personen. Dass die Redaktion Yus Verhalten, insbesondere das Lächeln und die Aussage „Filmt ruhig, wenn ich geschlagen werde“, als Selbstinszenierung deutet, ignoriert mögliche Coping-Strategien. Gerade autistische Menschen reagieren oft anders auf Stresssituationen. Diese Interpretation reiht sich ein in ein bekanntes Muster: Betroffene von Gewalt werden für ihre Reaktionen verantwortlich gemacht. Statt zuzuhören und Kontexte wie Diskriminierung, Neurodivergenz oder Angstregulation zu berücksichtigen, wird Manipulation unterstellt, und das, während die realen Gefahren für eine aktivistische PoC-Person in Polizeikontakt völlig ausgeblendet bleiben.
Yu hat sich zum Thema Merchandise öffentlich geäußert, wenn auch nicht mit einem fixierten Post. Dey wollte zunächst mit dem Management sprechen, da Yu zu diesem Zeitpunkt noch davon ausging, dass der Merch vollständig in Europa produziert wurde. Diese Vorgehensweise wird von der Redaktion kritisiert: Yu habe ein PR-taugliches Narrativ aufgebaut, statt sich sofort an die Community zu wenden - ohne überhaupt zu wissen, was genau geschehen war. Dabei ist das Aufsuchen von Informationen ein notwendiger Schritt. Heute liegt ein öffentlicher Post mit QR-Codes vor, die Fairtrade-Produktion belegen. Bereits früher wurden Zertifikate gezeigt. Dass diese Nachweise als irrelevant abgetan werden, während Yu vorgeworfen wird, dey wolle bloß „geglaubt werden“, zeigt einen klaren Doppelstandard.
Faktisch wurde der Merch nicht in Europa, aber nachweislich fair trade produziert. Yu ist transparent damit umgegangen, nachdem dey informiert wurde. Die pauschale Aussage „Hergestellt in Bangladesch = Kinderarbeit“ ist nicht nur unbelegt, sondern auch ignorant gegenüber Initiativen, dort faire Produktionsbedingungen zu schaffen. Niemand wurde über die Arbeitsbedingungen belogen, es handelte sich um eine interne Fehlkommunikation über das Herkunftsland, die öffentlich aufgearbeitet wurde. Statt einer Korrektur wird sich über Transparenz beschwert.
Wenn Yu kritisiert, dass dey kontinuierlich für Themen verurteilt wird, die bereits reflektiert und öffentlich besprochen wurden, wird das als Kritikunfähigkeit ausgelegt. Dey wird unterstellt, passiv-aggressiv zu kommunizieren, abwertender Subtext. Doch wie kann das Publikum Subtext bewerten, wenn man nur geschriebene Worte sieht - ohne Mimik, Tonfall oder Kontext? Gerade bei autistischen Menschen ist es problematisch, ihnen auf Basis sprachlicher Eigenheiten verdeckte Aggression zu unterstellen. Es wird behauptet, Yu habe sich zu bestimmten Vorwürfen nicht geäußert, ohne zu benennen, welche. In Wahrheit hat Yu zu allen Punkten Stellung genommen, nur eben nicht in der vom Gegenüber gewünschten Form. Dass diese Äußerungen nicht als „echt“ anerkannt werden, liegt nicht an Yu, sondern an der Entscheidung, alles, was dey sagt, negativ zu deuten.
Selbst versöhnliche Aussagen wie „Das liest sich für mich wie ein Missverständnis, nicht wie Hass“ werden ignoriert oder verdreht verwendet, um Yu als manipulativ darzustellen. Ungeschickte Formulierungen werden dramatisch als „Schlag ins Gesicht“ gewertet. Ein ableistischer Umgang, denn gerade neurodivergente Menschen drücken sich oft anders aus - manchmal unkonventionell, aber eben authentisch. Dass Yu sich überhaupt äußert, sich Zeit nimmt, Missverständnisse zu klären versucht, sollte zählen - nicht, ob jede Formulierung perfekt ist. Yu wird vorgeworfen, politische Praxis und Menschen, denen dey vertraute, verraten zu haben. Doch was ist das für eine politische Praxis, die einer marginalisierten Person Menschlichkeit abspricht?
Yu ist PoC. Yu ist trans. Yu ist behindert. Allein dadurch ist Yus Dasein politisch. Dey hat sich lange vor den eigenen Outings für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und queere Sichtbarkeit eingesetzt - mit Stimme, Zeit, Plattform und Geld. Dass Yu nun als „verräterisch“ dargestellt wird, weil dey sich nicht exakt so äußert, wie es die Redaktion erwartet, ist nicht nur übergriffig, es ist entmenschlichend. Wenn Yu sagt: „Ich glaube, das war ein Missverständnis“, ist das kein Leugnen von Schmerz, sondern der Versuch, Brücken zu bauen. Dass das als „bequem“ oder „ausweichend“ interpretiert wird, sagt mehr über die Redaktion aus als über Yu. Und direkt nach diesem Absatz zu politischer Praxis wird ein Premium-Abo angeboten.
Doch trotz all dieser ableistischen, entmenschlichenden Muster weist die Redaktion dennoch die Kritik Yus ab, sie haben ableistisch gehandelt, Barrierefreiheit verwehrt. Stattdessen wird Yu vorgeworfen dey würde “Verantwortung übertragen wollen”.
Doch Yu überträgt hier keine Verantwortung. Dey bittet um barrierefreie Kritik. Dey sagt: Wenn ich etwas falsch mache, sagt es mir bitte direkt, damit ich es verstehen, aufarbeiten und mich verbessern kann. Das ist keine Schuldumkehr, sondern ein Appell an Kommunikation. An ein Miteinander, das nicht davon ausgeht, dass alle Menschen gleich gut zwischen den Zeilen lesen können. Und das ist genau das, was konstruktive Kritik leisten sollte. Dass das sofort als Versuch gelesen wird, sich aus der Verantwortung zu ziehen, ist nicht nur eine Überinterpretation, es ist ableistisch. Denn es ignoriert, dass neurodivergente Menschen oft andere Formen der Kommunikation brauchen, um Kritik überhaupt einordnen zu können.
Wer das ernst meint mit Awareness, sollte das reflektieren. Yu hat keinen Vorwurf pauschal als diskriminierend abgetan. Dey hat sich zu jedem Punkt geäußert, differenziert, reflektiert, offen. Dey hat erklärt, was dey als ableistisch empfindet - und warum. Dass das nicht respektiert wird, ist ein Bruch mit jeder linken, solidarischen Praxis.
Yu hat weder übergriffig noch manipulativ gehandelt. Dey hat sich sichtbar bemüht, respektvoll und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Und ja, Yu wirkt überfordert – ebenso wie die Redaktion. Doch während diese ihre Überforderung offen thematisiert, wird Yus emotionale Belastung kaum anerkannt. Das schafft eine asymmetrische Dynamik: Yu darf nicht verletzt sein, ohne dass es als Schwäche oder Strategie ausgelegt wird. Das ist nicht nur unsolidarisch - es ist entmenschlichend.
Yu hat sich 36 Minuten mit der Kritik auseinandergesetzt. Wenn dabei nicht jeder einzelne Punkt adressiert wurde, liegt das nicht an mangelnder Bereitschaft, sondern an der Priorisierung dessen, was Yu verstanden hat. Das ist kein Ausweichen, sondern ein ehrlicher Versuch, in den Dialog zu treten. Wer das nicht anerkennt, sondern neurodivergente Kommunikationsformen pauschal als Problem abtut, betreibt keine Kritik, sondern Ausschluss.
Yu wird wiederholt kritisiert, weil dey als behinderte Person um barrierefreie Kommunikation bittet, während die Redaktion sich jeder Verantwortung entzieht. Das ist kein fairer Diskurs, das ist ein Machtgefälle. Wer Kritik äußert, muss sie auch so formulieren, dass sie verstanden werden kann. Das ist kein „Abschieben von Verantwortung“, sondern eine Grundvoraussetzung für konstruktiven Austausch. Wenn Yu sagt: „Ich kann mich nur mit dem auseinandersetzen, was ich verstehe“, dann ist das keine Ausrede, sondern eine realistische Perspektive auf neurodivergenz.
Yu sagte: „Ich hätte mir den Kommentar trotzdem sparen können, das verstehe ich, und es tut mir leid.“ Die Redaktion antwortet: „Ein Schuldeingeständnis klingt anders.“ Doch genau so klingt ein Schuldeingeständnis: ohne „wenn“, ohne „aber“. Einfach: „Es war falsch. Es tut mir leid.“ Dass selbst diese Form von Einsicht abgelehnt wird, zeigt: Es geht längst nicht mehr um Aufarbeitung, sondern um moralische Verurteilung.
Der Schluss des Beitrags ist ein Paradebeispiel für Emotionalisierung, Dramaturgie und verzerrte Darstellung. Yus Bitte um barrierefreie Kommunikation als schwerbehinderte Person wird als Versuch ausgelegt, nur zu den eigenen Bedingungen „aufarbeiten“ zu wollen. Doch es geht nicht um Bedingungen, es geht um Grundsätze respektvoller Kommunikation.
Yu wird vorgeworfen, dey nutze die eigene Betroffenheit, um Kritik zu umgehen - in einem langen Beitrag, der genau das Gegenteil belegt.
Ich finde es sehr interessant und ein wichtiges Thema. Vielleicht für euch als Rückmeldung: ich fand die Argumentation des ersten Artikels tlw. etwas kurz. Es wurden Behauptungen aufgestellt (die ihr nach eurer Aussage auch geprüft habt), aber es fehlten die Argumente? Also für mich hat sich dieser erste Text sehr flach angefühlt. Wie wenn in Deutschunterricht statt These, Argument, Beleg nur die These genannt wird. Und dann ist es schwieriger auf die Kritik einzugehen?
Während des Lesens dieses Artikels habe ich mich selbst immer reflektiert und überlegt, was ich an Yus Stelle machen würde und da ist mir irgendwann aufgefallen, dass ich allein durch euren ersten Artikel, nicht bei allen Punkten verstanden hätte, was genau falsch/problematisch ist.
Spannendes Thema und danke für eure Arbeit!
DIe Redaktion schreibt: „Yu hatte die Chance zum offenen Gespräch – und hat sich entschieden, die Deutungshoheit mit maximaler Empörung zurückzufordern.“ Doch Yu hat sich nicht empört, dey hat geantwortet, erklärt, reflektiert, sich entschuldigt. Diese Reaktion als Empörung zu lesen, ist eine emotionale Projektion.
„Wir stehen für eine linke Öffentlichkeit, die solidarisch, kritisch und streitbar ist“, sagt die Redaktion. Doch Solidarität, die nur gilt, solange Menschen keine Fehler machen, ist keine. Kritik, die Entwicklung nicht zulässt, ist keine. Und Streitbarkeit ohne Empathie ist keine Stärke - sondern Härte.
Yu hat Fehler gemacht. Yu hat sich erklärt. Yu hat sich entschuldigt. Yu zeigt Beweise für Aufarbeitung. Wenn das nicht reicht, liegt das Problem nicht bei Yu, sondern bei denen, die alles, was dey sagt, im schlechtesten Licht lesen. Es wird außer Acht gelassen, welche Schäden diese Anschuldigung haben. Zu leugnen, dass Yu auf Kritik eingeht, sagen dey würde Kritik pauschal als Ableismus abtun, etc..
Wer glaubt, dieser Beitrag sei Kritik, sollte sich fragen:
Warum wird keine einzige Aussage von Yu als glaubwürdig angesehen?
Warum wird jede Entschuldigung, jede Erklärung, jede Geste als Manipulation gewertet?
Und warum darf eine marginalisierte Person, die sich öffnet, derart seziert und entmenschlicht werden?
Ich fand den ersten Post zur Yu-Thematik wirklich gut, eine neutrale Zusammenfassung der aktuellen Problematik, konstruktiv und sachlich.
Die erste Podcast-Folge ließ jedoch stark nach: Sie erinnerte eher an Klatsch und Tratsch als an eine ernsthafte Recherche. Es fehlten ernstzunehmende Quellen sowie neue, konkrete Informationen, stattdessen wurde aus einer ernstzunehmenden Recherche ein “lockerer” Podcast. Die zweite Folge war sogar noch inhaltsloser und wirkte stellenweise respektlos.
Auf den ersten Blick erscheint dieser Beitrag als kritische Auseinandersetzung. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Es geht um Macht, Deutungshoheit, und um den respektlosen Umgang mit marginalisierten Stimmen.
Yu äußert sich klar zur Kritik. Dey nimmt sie an, reflektiert differenziert, und wird dafür auf eine Weise seziert, die an Gaslighting grenzt. Entschuldigt sich Yu, heißt es, es sei eine Strategie. Rechtfertigt sich Yu, heißt es, dey wolle Kritik „wegschieben“. Jedes Wort wird zerpflückt, jede Geste interpretiert, nie im besten, stets im schlechtesten Licht.
Yu spricht ruhig über Themen, die dey offensichtlich belasten. Doch statt diese Ruhe als Stärke zu sehen, als Ausdruck von Kontrolle trotz Anspannung, wird sie als „berechnend“ gelesen. Welche Tonlage wäre denn „richtig“ gewesen? Weinend? Schreiend? Yu scheint es niemandem recht machen zu können, ganz gleich, wie dey sich äußert. Das ist keine Analyse, das ist Überinterpretation.
Besonders perfide wird es, wenn der Vorwurf des Ableismus mit dem Autismus einer beteiligten Person relativiert werden soll, als gäbe es keinen internalisierten Ableismus, als wären marginalisierte Menschen immun gegen diskriminierende Strukturen. Wer so argumentiert, ignoriert die Lebensrealität vieler Betroffener und macht sie dadurch unsichtbar.
Gerade im Kontext der Idealisierung ist das relevant. Denn das Gegenteil von Idealisierung ist nicht gesunde Kritik, sondern Verteufelung, und auch sie ist schädlich. Mein Eindruck: Ein Fan hat Yu idealisiert, festgestellt, dass Yu nicht perfekt ist, und kippt nun ins Gegenteil: Alles wird als manipulativ gelesen.
So wie Yu seziert wird, könnte man auch diesen gesamten Beitrag 50 Seiten lang sezieren, und könnte die Problematik hinter jeder Aussage Zeile für Zeile aufdecken. Das wäre sogar fairer, da geschriebenes Wort gezielt formuliert ist im Vergleich zu umgangssprachlichen Sprachnachrichten. Aber das wäre ebenso destruktiv.
Ein Beispiel: Der Umgang mit der TrippleD-Thematik.
Yu erklärt, die Songs seien mit 13 Jahren entstanden, als Teil eines unausgereiften, aber gesellschaftskritischen Ausdrucks.
Dey habe sich früh weiblich identifiziert und sei massivem Hass ausgesetzt gewesen. Die Veröffentlichung der Songs gegen Yus Willen sei Teil dieses Hasses.
Yu distanziert sich heute deutlich von den problematischen Inhalten.
Doch die Redaktion begegnet dem mit Misstrauen und Framing: Yu wird Manipulation, Widersprüchlichkeit und Strategie unterstellt. Selbst die Tatsache, dass Yu sich an manches nicht mehr erinnert (möglicherweise ein Symptom von PTBS, oder einfach dass es deren halbe Lebenszeit her ist), wird als Hinweis auf Unehrlichkeit gedeutet.
Diese Darstellung ist nicht nur unjournalistisch, sondern auch strukturell ableistisch: Yu wird an impliziten, unerreichbaren Maßstäben gemessen, ohne konkrete Alternativen aufzuzeigen. Das Statement wird als “zurechtgelegt” dargestellt, um eine logische Erklärung zu diskreditieren. Yus Reflexion, Reue und Kontextualisierung werden abgewertet, als zu glatt, zu konstruiert, zu strategisch. Was auch immer Yu sagt, es wird als Beleg für Unehrlichkeit gelesen.
Dieses Muster ist bekannt: Marginalisierte Menschen stehen systematisch unter Generalverdacht. Ihre Reue zählt nicht. Ihre Entwicklung wird ihnen abgesprochen. Es geht nicht mehr um Kritik, sondern um Diskreditierung.
In diesem Prozess widerspricht sich der Beitrag regelmäßig selbst:
Yu paraphrasiert einen Vorwurf nahezu wortgleich - aber wird dafür dann kritisiert, auszuweichen.
Die Redaktion wertet Yus Unwissenheit als vorgeschobenen „Freispruch“, unterstellt dem, aufgrund mangelnden Wissens keine Videos über trans* issues gemacht haben zu sollen und ignoriert damit den realen Lernprozess vieler Betroffener.
Diese Reaktion ist strukturell transfeindlich. Sie verkennt, wie Coming-Outs ablaufen: Über Fehler, Umwege, Scham und Lernen. Dass Yu in dieser Phase selbst trans, aber nicht geoutet war, wird ignoriert.
Wenn wir Menschen ihre Entwicklung nicht zugestehen, verhindern wir nicht nur Aufarbeitung, sondern auch Coming-Outs.
Yu ist heute eine sichtbare Stimme für trans Menschen. Dey hört zu, reflektiert, lernt. Genau das sollte im Fokus stehen: Menschen können sich verändern, und sie müssen Raum dafür bekommen, statt mit Misstrauen erstickt zu werden.
Wir wissen nicht, wie viele Menschen Yu kontaktiert haben oder wie Kritik formuliert war. Trotzdem wird unterstellt: Yu reagiert nur, wenn es unbequem wird. Beleg? Fehlanzeige. Kontext? Fehlanzeige. Dabei zeigen viele vergangene Beiträge, die auf Kritik eingehen, das Gegenteil. Yu sagt: Kommt mit Kritik immer zu mir. Selbst in diesem Statement äußert dey Enttäuschung dass dey nichts von der mitarbeitenden Kritik wusste, und dennoch klare Kritikbereitschaft.
Die Frage bleibt: Geht es in diesem Beitrag wirklich um Kritik? Oder geht es um Deplattformung aus Enttäuschung?
Yu versucht, den Ursprung vermeintlich transfeindlicher Witze zu verstehen, erkennt an, dass es in queeren Freundeskreisen Witze gibt, die aber keine transfeindliche Richtung annehmen. Die Redaktion liest daraus eine Schutzbehauptung à la „Ich habe queere Freunde, kann also nicht queerfeindlich sein“ - obwohl Yu selbst trans ist und dies gar nicht bräuchte.
Yus queeres Umfeld ist kein Schutzschild, sondern biografischer Kontext. Witze innerhalb eines queeren Rahmens sind nicht gleich öffentlicher Diskriminierung.
Wenn Yu sich dennoch entschuldigt, wird sich an der Formulierung „wenn ich jemanden verletzt habe“ festgebissen. Natürlich ist ein „Wenn“ problematisch - aber hier ist es eingebettet in zahlreiche klare Distanzierungen. Und: Es war keine vorbereitete öffentliche Erklärung, sondern ein persönliches, sehr langes und ernstes Voice Memo - von einer autistischen Person.
Diese übermäßige Interpretation von Sprache betrifft oft neurodivergente Menschen - und das ist ableistisch.
Am Ende bleibt das Bild: Yu will es richtig machen, und wird dafür verurteilt. Alles, was dey sagt oder tut, wird gegen dey verwendet.
Diese Form der Kritik ist nicht fair, sie ist strukturell queerfeindlich. Denn sie vermittelt: Selbst wenn du betroffen bist, reflektierst, dich entschuldigst, wirst du nicht gehört. Du wirst ausgeschlossen.
Während das Publikum ständig emotionalisiert wird, wird Yu jede Empathiebekundung als emotionale Manipulation ausgelegt.
Yu sagt klar: Dey lehnt Personenkult ab. Statt es als das zu sehen, was es ist, eine klare Stellungnahme, wird es als Ausweichen gesehen, wobei sich sogar selbst widersprochen wird, was denn die eigentliche Kritik sei.
Yu spricht von screenshots die dey gesendet haben solle um zu zeigen wie Yu gegen idealisierung/love bombing vorgehe, diese werden als irrelevant angesehen und dem Publikum nie gezeigt, dem Publikum wird die Chance verwehrt sich eine eigene Meinung zu bilden, man muss der Redaktion blind vertrauen dass das isolierte Betrachten der wenigen Screenshots im ursprünglichen Beitrag den vollen Kontext des komplizierten Sachverhalts von Love Bombing darbietet.
Und: Man darf Yus Fans auch nicht infantilisieren, nur weil sie überwiegend aus marginalisierten Gruppen bestehen. Wer ihnen abspricht, selbst entscheiden zu können, wie sie mit Nähe oder Distanz umgehen, spricht ihnen Mündigkeit ab. Das ist nicht progressiv, das ist bevormundend.
Von einer „Aura von Unantastbarkeit“ zu sprechen, während Yu gerade 36 Minuten an Sprachnachrichten an die Redaktion schickt, ist ironisch. Wäre dey wirklich unantastbar, würde dey schweigen, wie es viele Artists tun, weil es für sie schlicht besser läuft, sich nicht auf solche Dialoge einzulassen. Dass Yu sich trotzdem äußert, ist kein Zeichen von Machtverweigerung, sondern von Verantwortung.
Yu erklärt die Absicht hinter Affirmationen wie „Du bist wichtig“. Nicht als Manipulation, sondern als Ausdruck eines eigenen Mangels an Wertgefühl in der Vergangenheit. Das ist keine Flucht vor Verantwortung, es ist ein offener Einblick in emotionale Beweggründe.
Statt mit Respekt begegnet man dieser Offenheit mit Zynismus, als sei es ein rhetorischer Trick. Das ist nicht nur unsensibel, sondern gefährlich. Denn es verhindert, dass Menschen über ihre Verletzlichkeit sprechen können, ohne dafür verurteilt zu werden.
Aus “Ich möchte anderen Wert geben, den ich nicht gefühlt habe” wird auf einmal “ihr bringt mich um, wenn ihr mich kritisiert”, eine so dermaßen böswillige Falschdarstellung, dass man sie gar nicht weiter kommentieren muss. Wer aus der bloßen Erwähnung von Suizidalität „emotionales Erpressen“ liest, zeigt: Es geht hier nicht um Auseinandersetzung, sondern um Bestätigung eines Urteils.
Yu wird teilweise mitten im Satz unterbrochen, nur um dieses guilt tripping Narrativ zu bedienen. Das ist respektlos und widerspricht den Prinzipien solidarischer Kritik.
Auch beim Discord-Server wird Framing betrieben. Yu erklärt, dass die Verantwortung längst abgegeben wurde, dennoch wird dey weiter verantwortlich gemacht, weil der Server noch den Namen trägt.
Yus Rückzug aus der Moderation wird als „taktisch“ gedeutet, ohne Beleg. Wieder einmal wird aus Kontext ein Vorwurf konstruiert. Es wird ignoriert, dass Yu dies überhaupt getan hat, um ein gleichgestelltes, kritisierbares Server-Team zu halten.
Yu kritisiert zu Recht die mangelnde journalistische Sorgfalt: Die Redaktion hat offenbar nicht überprüft, wer den Server aktuell betreut, keine Gespräche mit dem Team geführt und keine Details zu den pauschalen Vorwürfen geliefert. Trotzdem wird Yu öffentlich zur Verantwortung gezogen. Das ist kein differenzierter Journalismus, sondern Framing - der Versuch, Übergriffigkeit mit Yus Namen zu verknüpfen. Das Server-Team hat versucht, Kontakt aufzunehmen, um den Vorwürfen nachzugehen, doch die Redaktion reagierte nicht. Das Team bemüht sich weiterhin, potenzielle Betroffene zu finden und zu kontaktieren, ein Prozess, der Zeit braucht und nichts mit Yu zu tun hat.
Ein Abschnitt des Beitrags wird mit dem Begriff „Sklaventreiberei“ betitelt – eine geschmacklose, unangebrachte Wortwahl. Selbst wenn ironisch gemeint, verfehlt sie in diesem Kontext ihre Wirkung und relativiert reale historische Gewaltverhältnisse. Zudem ist es widersprüchlich, Übertreibung bei Yu zu kritisieren und selbst in solchen Begriffen zu formulieren.
Yu bittet darum, mehr Informationen zu erhalten, um die Vorwürfe einordnen zu können. Dey habe nur eine offizielle Mitarbeitsperson. Diese Nachfrage ist kein Ausweichen, sondern der Versuch, sich kommunikativ mit dem Geschehen auseinanderzusetzen. Dass das als „Verantwortungsverschiebung“ ausgelegt wird, zeigt wenig Verständnis für komplexe Kommunikationssituationen und ist nicht barrierefrei. Wer ursprünglich mit „Mitarbeitenden“ gemeint war, bleibt aber unpräzise. Bezahlte Kräfte? Ehrenamtliche? Freund:innen? Die Undifferenziertheit lässt Raum für Fehlinterpretationen und erzeugt ein verzerrtes Bild von Machtmissbrauch.
Yu erklärt, dass dey Polizeigewalt dokumentieren wollte, nicht provozieren. Ziel war Sichtbarkeit, ein legitimes und notwendiges Mittel für marginalisierte Personen. Dass die Redaktion Yus Verhalten, insbesondere das Lächeln und die Aussage „Filmt ruhig, wenn ich geschlagen werde“, als Selbstinszenierung deutet, ignoriert mögliche Coping-Strategien. Gerade autistische Menschen reagieren oft anders auf Stresssituationen. Diese Interpretation reiht sich ein in ein bekanntes Muster: Betroffene von Gewalt werden für ihre Reaktionen verantwortlich gemacht. Statt zuzuhören und Kontexte wie Diskriminierung, Neurodivergenz oder Angstregulation zu berücksichtigen, wird Manipulation unterstellt, und das, während die realen Gefahren für eine aktivistische PoC-Person in Polizeikontakt völlig ausgeblendet bleiben.
Yu hat sich zum Thema Merchandise öffentlich geäußert, wenn auch nicht mit einem fixierten Post. Dey wollte zunächst mit dem Management sprechen, da Yu zu diesem Zeitpunkt noch davon ausging, dass der Merch vollständig in Europa produziert wurde. Diese Vorgehensweise wird von der Redaktion kritisiert: Yu habe ein PR-taugliches Narrativ aufgebaut, statt sich sofort an die Community zu wenden - ohne überhaupt zu wissen, was genau geschehen war. Dabei ist das Aufsuchen von Informationen ein notwendiger Schritt. Heute liegt ein öffentlicher Post mit QR-Codes vor, die Fairtrade-Produktion belegen. Bereits früher wurden Zertifikate gezeigt. Dass diese Nachweise als irrelevant abgetan werden, während Yu vorgeworfen wird, dey wolle bloß „geglaubt werden“, zeigt einen klaren Doppelstandard.
Faktisch wurde der Merch nicht in Europa, aber nachweislich fair trade produziert. Yu ist transparent damit umgegangen, nachdem dey informiert wurde. Die pauschale Aussage „Hergestellt in Bangladesch = Kinderarbeit“ ist nicht nur unbelegt, sondern auch ignorant gegenüber Initiativen, dort faire Produktionsbedingungen zu schaffen. Niemand wurde über die Arbeitsbedingungen belogen, es handelte sich um eine interne Fehlkommunikation über das Herkunftsland, die öffentlich aufgearbeitet wurde. Statt einer Korrektur wird sich über Transparenz beschwert.
Wenn Yu kritisiert, dass dey kontinuierlich für Themen verurteilt wird, die bereits reflektiert und öffentlich besprochen wurden, wird das als Kritikunfähigkeit ausgelegt. Dey wird unterstellt, passiv-aggressiv zu kommunizieren, abwertender Subtext. Doch wie kann das Publikum Subtext bewerten, wenn man nur geschriebene Worte sieht - ohne Mimik, Tonfall oder Kontext? Gerade bei autistischen Menschen ist es problematisch, ihnen auf Basis sprachlicher Eigenheiten verdeckte Aggression zu unterstellen. Es wird behauptet, Yu habe sich zu bestimmten Vorwürfen nicht geäußert, ohne zu benennen, welche. In Wahrheit hat Yu zu allen Punkten Stellung genommen, nur eben nicht in der vom Gegenüber gewünschten Form. Dass diese Äußerungen nicht als „echt“ anerkannt werden, liegt nicht an Yu, sondern an der Entscheidung, alles, was dey sagt, negativ zu deuten.
Selbst versöhnliche Aussagen wie „Das liest sich für mich wie ein Missverständnis, nicht wie Hass“ werden ignoriert oder verdreht verwendet, um Yu als manipulativ darzustellen. Ungeschickte Formulierungen werden dramatisch als „Schlag ins Gesicht“ gewertet. Ein ableistischer Umgang, denn gerade neurodivergente Menschen drücken sich oft anders aus - manchmal unkonventionell, aber eben authentisch. Dass Yu sich überhaupt äußert, sich Zeit nimmt, Missverständnisse zu klären versucht, sollte zählen - nicht, ob jede Formulierung perfekt ist. Yu wird vorgeworfen, politische Praxis und Menschen, denen dey vertraute, verraten zu haben. Doch was ist das für eine politische Praxis, die einer marginalisierten Person Menschlichkeit abspricht?
Yu ist PoC. Yu ist trans. Yu ist behindert. Allein dadurch ist Yus Dasein politisch. Dey hat sich lange vor den eigenen Outings für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und queere Sichtbarkeit eingesetzt - mit Stimme, Zeit, Plattform und Geld. Dass Yu nun als „verräterisch“ dargestellt wird, weil dey sich nicht exakt so äußert, wie es die Redaktion erwartet, ist nicht nur übergriffig, es ist entmenschlichend. Wenn Yu sagt: „Ich glaube, das war ein Missverständnis“, ist das kein Leugnen von Schmerz, sondern der Versuch, Brücken zu bauen. Dass das als „bequem“ oder „ausweichend“ interpretiert wird, sagt mehr über die Redaktion aus als über Yu. Und direkt nach diesem Absatz zu politischer Praxis wird ein Premium-Abo angeboten.
Doch trotz all dieser ableistischen, entmenschlichenden Muster weist die Redaktion dennoch die Kritik Yus ab, sie haben ableistisch gehandelt, Barrierefreiheit verwehrt. Stattdessen wird Yu vorgeworfen dey würde “Verantwortung übertragen wollen”.
Doch Yu überträgt hier keine Verantwortung. Dey bittet um barrierefreie Kritik. Dey sagt: Wenn ich etwas falsch mache, sagt es mir bitte direkt, damit ich es verstehen, aufarbeiten und mich verbessern kann. Das ist keine Schuldumkehr, sondern ein Appell an Kommunikation. An ein Miteinander, das nicht davon ausgeht, dass alle Menschen gleich gut zwischen den Zeilen lesen können. Und das ist genau das, was konstruktive Kritik leisten sollte. Dass das sofort als Versuch gelesen wird, sich aus der Verantwortung zu ziehen, ist nicht nur eine Überinterpretation, es ist ableistisch. Denn es ignoriert, dass neurodivergente Menschen oft andere Formen der Kommunikation brauchen, um Kritik überhaupt einordnen zu können.
Wer das ernst meint mit Awareness, sollte das reflektieren. Yu hat keinen Vorwurf pauschal als diskriminierend abgetan. Dey hat sich zu jedem Punkt geäußert, differenziert, reflektiert, offen. Dey hat erklärt, was dey als ableistisch empfindet - und warum. Dass das nicht respektiert wird, ist ein Bruch mit jeder linken, solidarischen Praxis.
Yu hat weder übergriffig noch manipulativ gehandelt. Dey hat sich sichtbar bemüht, respektvoll und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Und ja, Yu wirkt überfordert – ebenso wie die Redaktion. Doch während diese ihre Überforderung offen thematisiert, wird Yus emotionale Belastung kaum anerkannt. Das schafft eine asymmetrische Dynamik: Yu darf nicht verletzt sein, ohne dass es als Schwäche oder Strategie ausgelegt wird. Das ist nicht nur unsolidarisch - es ist entmenschlichend.
Yu hat sich 36 Minuten mit der Kritik auseinandergesetzt. Wenn dabei nicht jeder einzelne Punkt adressiert wurde, liegt das nicht an mangelnder Bereitschaft, sondern an der Priorisierung dessen, was Yu verstanden hat. Das ist kein Ausweichen, sondern ein ehrlicher Versuch, in den Dialog zu treten. Wer das nicht anerkennt, sondern neurodivergente Kommunikationsformen pauschal als Problem abtut, betreibt keine Kritik, sondern Ausschluss.
Yu wird wiederholt kritisiert, weil dey als behinderte Person um barrierefreie Kommunikation bittet, während die Redaktion sich jeder Verantwortung entzieht. Das ist kein fairer Diskurs, das ist ein Machtgefälle. Wer Kritik äußert, muss sie auch so formulieren, dass sie verstanden werden kann. Das ist kein „Abschieben von Verantwortung“, sondern eine Grundvoraussetzung für konstruktiven Austausch. Wenn Yu sagt: „Ich kann mich nur mit dem auseinandersetzen, was ich verstehe“, dann ist das keine Ausrede, sondern eine realistische Perspektive auf neurodivergenz.
Yu sagte: „Ich hätte mir den Kommentar trotzdem sparen können, das verstehe ich, und es tut mir leid.“ Die Redaktion antwortet: „Ein Schuldeingeständnis klingt anders.“ Doch genau so klingt ein Schuldeingeständnis: ohne „wenn“, ohne „aber“. Einfach: „Es war falsch. Es tut mir leid.“ Dass selbst diese Form von Einsicht abgelehnt wird, zeigt: Es geht längst nicht mehr um Aufarbeitung, sondern um moralische Verurteilung.
Der Schluss des Beitrags ist ein Paradebeispiel für Emotionalisierung, Dramaturgie und verzerrte Darstellung. Yus Bitte um barrierefreie Kommunikation als schwerbehinderte Person wird als Versuch ausgelegt, nur zu den eigenen Bedingungen „aufarbeiten“ zu wollen. Doch es geht nicht um Bedingungen, es geht um Grundsätze respektvoller Kommunikation.
Yu wird vorgeworfen, dey nutze die eigene Betroffenheit, um Kritik zu umgehen - in einem langen Beitrag, der genau das Gegenteil belegt.